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Katja Diefenbach war neulich in Wien ("APORIEN DES AKTIVISMUS oder: Die Politisierung des Lebens) und gab dem Falter 38/2006 ein ziemlich aufschlussreiches Interview zum Thema "Politisch-sein" aber auchg zur Einschätzung postautonomer Interventionsmöglichkeiten. Da das Interview nicht online ist, sei hier die Interviewabschrift aus dem Weblog "Haftgrund" plus Einleitung zitiert (dort auch weitere Links zu Diefenbach bzw. dem Interviewer Robert Misik).

Im Falter 38/06 schafft es Katja Diefenbach in wenigen Sätzen nicht nur die 68er-Aporie zu benennen, sondern auch die leidigen Hoffnungen der Postoperaiisten als teleologische zu kennzeichnen. Das Interview hat Robert Misik geführt. Am 28. September führen er und Katja Diefenbach ein Gespräch im Kreisky-Forum . (Haftgrund)

Bei dieser Gelegenheit besteht mal wieder Möglichkeit, die unterschiedlichen Lesarten von Texten zur Kenntnis zu nehmen. Haftgrund war wohl das Postoperaismus-Bashing wichtig, unsereins liest diese Aussagen keineswegs in der gleichen Weise, sondern als das Bemühen, diese Überlegungen fruchtbar zu machen:

Falter: Kann man heute noch politisch aktiv sein? Die Rebellenpose ist doch nur mehr Zitat, noch dazu ein kommerzialisiertes. Gibt es einen Ausweg aus der Peinlichkeit?

Diefenbach: Peinlichkeit ist eigentlich eine interessante Geste; und ich frage mich, ob es überhaupt möglich ist, politisch zu sein, ohne peinlich zu werden. Gegenüber der Normalisierung und der Katastrophe, dass alles so weitergeht, ist die Geste des Politischen an sich störend und deplatzierend. Genau deshalb ist der souveräne Zyniker ein herrschendes role model Er verkörpert ein Subjekt, das noch über die Ungerechtigkeiten kapitalistischer Vergesellschaftung im Bilde ist, den Glauben an grundsätzliche Veränderungen aber für idealistisch, lächerlich oder terroristisch hält und stattdessen lieber den Kapitalismus in seiner freisetzenden Bewegung affirmiert. Denn der Kapitalismus ist für ihn der große Möglichmacher, ein System schöpferischer Zerstörung, in dem sogar abweichende Lebensformen und subkulturelle Praktiken, wenn sie sich verwerten lassen, zugelassen und verstärkt werden können.

Falter: Das zeigt aber immerhin, dass die Abweichung, die Dissidenz und das fröhliche Dagegensein gar nicht so subversiv sind. Damit kann der Kapitalismus prima leben.

Diefenbach: Natürlich, der Kapitalismus und bio-politische Regierungsstrategien antizipieren Widerstandsformen und versuchen, sie produktiv zu machen. Von daher rührt die Kritik politischer Theoretiker wie Slavoj Zizek oder Alain Badiou, dass die leere Universalität des Kapitals mit partikularer Identität jedwelcher Art ausgezeichnet koexistiert: Identität verspricht Halt und imaginäre Gemeinschaftlichkeit in der Geschwindigkeit abstrakter Verwertung; Identitäten vermehren die Konsumtionsmöglichkeiten etc. Zizek und Badiou verwechseln allerdings minoritäre Politik mit ihrem Scheitern. Die minoritären Revolten der Sechziger- und Siebzigerjahre waren ein politisches Ereignis. Sie haben mit der autoritären Linie in der Linken gebrochen, mit dem Kaderprinzip, dem Leninismus, der Reduzierung des Politischen auf Strategie- und Taktikdenken. Das Politische kann seit- dem an jedem Ort und in jedes Verhältnis intervenieren. Es erfordert die Praxis von vielen.

Falter: Die Kritik von Zizek oder Badiou, die Sie anführen, muss deswegen aber doch nicht ganz falsch sein.

Diefenbach: Die These, dass kapitalistische Verwertung und Identitätspolitik sich gegenseitig stabilisieren, halte ich nicht für falsch, im Gegenteil, nur die politische Konsequenz. Was folgert man daraus, dass die minoritären Kämpfe einen enormen Schub sozialer, politischer und sexueller Differenzierung bewirkt haben, ohne zu grundlegenden gesellschaftlichen Veränderungen wie sozialistischer Selbstverwaltung geführt zu haben? Was bedeutet es, dass die minoritären Kämpfe in diesem Sinne erfolgreich gescheitert" sind? Man muss nach den gefährlichen Übergängen zwischen minoritären Praktiken, kapitalistischen Reintegrationen und der Kommerzialisierung dissidenter Lebensformen suchen. Aber auch wenn Kämpfe scheitern, sind sie nicht verloren. Unvergessen ist, wovon minoritäre Praktiken sich abgewandt haben, vom soldatischen, moralischen und disziplinatorischen Erbe linker Politik.

Falter: Ist das nicht sehr rosarot gedacht? Man erzählt etwas, was man auch als Geschichte des Scheiterns erzählen kann, eben als Geschichte des Erfolges.

Diefenbach: Jeder politische Kampf steht in der Ge- fahr zu scheitern, sei es durch Integration, durch Repression oder durch Zer- "Viele Akteure der 68er- Revolten haben sich integriert. Was heißt das?' fall. Das soll nicht das Scheitern ver- harmlosen, sondern das Denken von Sieg und Niederlage beenden. Viele Akteure der 68er-Revolten haben sich integriert, die autonomen Bewegungen haben sich in den Achtzigerjahren in subkultureller Kleingruppenmilitanz selbst blockiert. Aber was heißt das? Ein Theoretiker wie Antonio Negri geht zum Beispiel davon aus, dass der Übergang in den Postfordismus mit einer derart selbstorganisierten Subjektivierungsform einhergegangen ist, dass der Sprung in ein kommunistisches Projekt potenziell kurz bevorsteht. Das impliziert viele optimistische Voran- nahmen - von den Kämpfen als Motor der Geschichte, vom Kapitalismus, der den Keim seiner Überwindung in sich trägt, bis hin zur Vorstellung vom be- freienden Tätigkeitsvermögen der Menge. Eine gefährliche Form, über den "Erfolg" der Kämpfe zu sprechen.

Falter: Auch wenn man sich darauf einigt, dass der Kapitalismus durch Kämpfe, Widerspruch, was weiß ich, verändert wurde - nicht alle wären so überzeugt, dass er zu seinem Vorteil verändert wurde.

Diefenbach: Genau. Ich werde den Eindruck nicht los, dass zwei antikapitalistische Erzählweisen mit ihren je eigenen Reduktionismen im Umlauf sind. Die eine geht davon aus, dass sich im Über- gang zum Postfordismus das Kampfniveau erhöht hat, weil die gesellschaftliche Regulation in einem solchen Aus- maß auf der biopolitischen Selbstregierung der Leute beruht, dass diese ganz bald auf die Idee kommen könnten, den Kapitalismus abzuschütteln. Auf der anderen Seite gibt es den romantischen Antikapitalismus, der Verlust, Entfremdung, Verfall diagnostiziert.

Falter: Welche politischen Praktiken haben denn heute das Zeug dazu, erfolg- reich zu scheitern?

Diefenbach: Ich rede nicht dem erfolgreichen Scheitern das Wort, sondern der Potenzialität von Erfahrungen und einer gewissen Möglichkeit, mit ihnen etwas anzufangen. In den letzten Jahren sind einige interessante politische Aktions- formen entstanden. Ich denke an das Auftauchen der Zapatisten in Mexiko, die eine Guerilla ohne Militarismus erfunden haben, an demokratisierte Militanzvorstellungen, mit denen vom Pathos der spontanen Aktion und der vereinzelten Eskalation abgerückt wurde, an die Vorstellung, dass das Politische ein asubjektives Gefüge ist, von "In den letzten Jahren sind einige interessante Aktionsformen entstanden" dem aus an vielen Stellen interveniert wird, und auch an die Vorstellung, dass politischer Aktivismus mit Vorsicht zu genießen ist, weil er die Gefahr in sich birgt, sich mit dem zu verwechseln, was im Eifer und Weitermachautomatismus von wenigen endet.

Giap/digest # 35 - A Tribute to Piermario Ciani - 25 September 2006

"As announced in the previous newsletter, we're celebrating our older brother Piermario Ciani (1951-2006), one of the founders of the Luther Blissett Project, as well as one of the most important (albeit invisible) artists - what an inadequate word - to ever come out of the Italian underground scene.
But first of all, please watch the video on the right.
You're going to see both Luther Blissett the multiple name and Luther Blissett the soccer player prominently featured @ "Fantasy Football League - Euro 2004", a British TV show on ITV, 29 June 2004. Duration: 07:25. To say the least, this clip demonstrates how we have impacted on popular culture in Britain. There's a moment in which Luther takes a book out of his pocket. It's a copy of Totò, Peppino e la guerra psichica, a Blissett anthology published in '96 by AAA (Piermario's own little publishing house), frontcover and layout designed by Piermario himself."



A TRIBUTE TO PIERMARIO CIANI
1. Farewell to Piermario - by Wu Ming, July 3, 2006
2. Comments on the funeral - by Wu Ming 1
3. Pier Ciani, the master of cultural guerrilla warfare - by Wu Ming 1, August 9, 2006
4. Mind Invaders & TRAX - An excerpt from Luther Blissett's book Mind Invaders, 1995
[All texts translated from the Italian by JDR]

All texts and more here

STICKERSAFARI
Street Art Ausstellung in freier Wildbahn

Hamburg | Karoviertel | Marktstraße | 7.10 - 7.11.2006
https://www.stickersafari.net/

RAK, UK - einer Beitrag der STICKERSAFARI, Hamburg

Das semiotische System der Stadt ist nicht länger ein hierarchisches System voller Konsumentenversprechen. Junge Aktivisten auf der ganzen Welt haben gelernt, wie einfach sich die urbane Kommunikation boykottieren lässt: Durch eigene Symbole, Zeichen und Logos. Die Straße hat sich in einen offenen, demokratischen Abenteuerspielplatz Stadt verwandelt. Eine Welt, die bereit für individuelle Kommentare ist.

Vom 7. Oktober bis 7.November präsentieren die NO GALLERY, STICKMA und REBEL:ART die 30 schönsten, kreativsten und ungewöhnlichsten Klebekunstwerke des Internationalen Stickerawards 2006 (www.stickeraward.net). Mit Arbeiten aus Deutschland, Polen, dem Iran, Österreich, England, Russland, Brasilien, Estland, Mexiko, Italien, Singapur, der Türkei, den Niederlanden, Chile, Frankreich, Rumänien, Spanien und Venezuela.

Und: Die Ausstellung findet nicht in einer leblosen, weißen Galerie statt, sondern direkt in freier Wildbahn. Kunst im Kontext: Nur hier macht Street Art Sinn! Denn die Straße ist der Nährboden dieser Kunstform.

NO GALLERY | c/o STICKERSAFARI | yes (AT) nogallery.no

HC Strache macht uns nix vor

HC Strache macht uns nicht länger was vor...

Die Gier, die schiere Gier hat die österreichische Version des Focus, die "News" zu einer Entschuldigung gezwungen. Den Hintergrund dieses Fakes legt Hans Weiss ("Bittere Pillen") im heutigen Standard (16.9. 2006) offen, wonach die Redaktion von Wolf Fellners Flaggschiff alle Erdenklich daran gesetzt habe, um die Adresse und den Namen der slowakischen Pflegehelferin von Bundeskanzlers Schüssels Mutter ausfindig zu machen.

Ein Brief an "Weste"

Der Standard (16.9. 2006) dokumentiert:

"Aus unserer Mappe "Humor im Wahlkampf" - ein Kommentar der anderen der Künstlergruppe "Haben wir denn keine anderen Sorgen"
Das folgende Schreiben wurde uns - selbstverständlich exckusiv - von der Künstlergruppe "Haben wir denn keine anderen Sorgen" zugespielt, die für die "Halbmond-statt-Gipfelkreuz"-Aktion verantwortlich zeichnet. Wir drucken den Text - selbstvertsändlich nach eingehender Prüfung seiner Authentizität - ungekürzt und im Wortklaut:


Sehr geehrter Herr Westenthaler, Sie haben sich durch Ihren spektakulären TV-Auftritt innerhalb der Spezies der Populisten als Blinder unter Einäugigen geoutet. Das freut uns von der Künstlergruppe "Haben wir denn keine anderen Sorgen" natürlich.

Unter uns: Besonders mich freut es. Wie Sie wissen, haben wir ja auch die Herren Strache und Hans Dichand angeschrieben. Ich aber habe immer an Sie geglaubt und damit eine gruppeninterne Wette gewonnen.

Warum ich an Sie geglaubt habe? Na, sie waren ja in der Schule schon der Petzer, der fleißig zur "Frau Learin" denunzieren und verleumden gegangen ist und dafür von uns anständige Ohrenreiberln und Kopfnüsse erhalten hat. Wer weiß? Vielleicht geben Sie sich ja deshalb als Vertreter der Fleißigen und Anständigen aus.

Apropos Fleißige und Anständige. Dass Herr Al Rawi und seine Familie wegen Ihres Auftritts belästigt werden, wollten wir nicht. Das tut uns leid. Sie sollten sich dafür öffentlich entschuldigen.

Nein, nein, der letzte Satz war nur Spaß. Natürlich wissen wir, dass Sie sich niemals dafür entschuldigen würden, wissentlich ein gefaktes Schreiben als echt zu verkaufen und gegen die Muslime in Österreich herzuziehen. Das ist halt einfach Ihre Natur. Deshalb sind Sie ja auch so beliebt, wie ein Pharmaversuch bei der Familie Laborratte.

Jedenfalls war sogar der Herr Strache schlauer als Sie. Wissen Sie auch, warum? Der hat sofort gewusst, dass ein Schreiben, in dem der islamische Halbmond vorkommt, "getürkt" sein muss.

Ja, jetzt klatschen Sie sich auf die Stirne und denken: "Das hätte ich doch gleich denken müssen, ich Dummerchen ich". Leider zu spät. Kann es sein, dass Ihre Frisur einfach zu wenig kühle Luft ans Haupt lässt? Viele meinen ja, dass sich der Charakter eines Menschen über modische Accessoires ausdrückt. Bei Ihnen verrät die - sagen wir mal "geschmacksresistente" - Frisur sehr augenscheinlich, dass Sie keine Grenzen des Stils und Anstands kennen. Weder persönlich noch als Politiker. Unser Tipp: 300.000 Haare halten sich illegal auf Ihrem Kopf auf. Weg damit, abschieben, deportieren, ab in die Heimat.

Aber Sie hören ja nicht auf uns. Wie konnten Sie sich nur mit Ihrem Überraschungskandidaten, dem ehemaligen Billa-Manager Veit Schalle vor einem Plakat mit den Worten "Ja natürlich" präsentieren? Da denkt ja jeder sofort: Ja, der Slogan passt zu den beiden wie: Naturtrüb und nicht behandelt".

Ja, blöd gelaufen. Aber Kopf hoch, Herr Westenthaler. Bei unserem Wettbewerb namens "How low can you go?"sind sie ganz klar voran. Er läuft übrigens bis 1. Oktober. Teilnahmeberechtigt ist jeder populistische Hetzer des Landes, also sind das gar nicht so wenige. Der/die Gewinner/in erhält in der Woche nach der Wahl von uns feierlich die "Kellerassel des Jahres" verliehen. Das ist so eine Art Ifland-Ring für Populisten. Sie wird künftig beim politischen Tod des Trägers/der Trägerin an eine/n würdige/n Nachfolger/in übergeben.

Jedoch seien Sie auf der Hut, Herr Westenthaler. Noch ist der Sieg nicht fix. Wir geben auch anderen Vertretern ihres Genres die Möglichkeit, sich öffentlich zu entblößen und entblöden. Und vielleicht hilft Ihnen ja die folgende Information (Geteiltes Leid ist ja halbes Leid): Wir werden Sie nämlich alle erwischen.

herzlichst

Sarald Herafin (Haben wir denn keine anderen Sorgen)

Hier nun auch noch das Plakat zum Fake (via raketa.at):

Halbmond2

und damit keiner meint, die Farce ginge nicht weiter

 

twoday.net AGB

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