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Die Münchner Polizei dramatisierte anlässlich des Papst-Besuches ein Gedicht von Erich Weinert. Erich Weinert reimte auf die Verhälntnisse in der Weimarer Republik und durchaus in gotteslästerlicher Absicht:

"Es findet keinerlei Zensur mehr statt,
nur wenn der Staat es dringed nötig hat.
und auch die Kunst und Wissenschaft sind frei,
das Nähere regelt die Polizei."


Kunstaktion "Papst trifft Hitler" - als Gefahr für öffentliche Sicherheit vom "Staatsschutz" abgebrochen - StaatsSchutz übt "ein bisschen Polizeistaat".

Drei Tage vor dem Besuch von Papst Benedikt XVI. in Bayern wurde vom Staatsschutz der Ordnungszelle Bayern eine Kunstaktion von Wolfram P. Kastner und Georg Ledig als "Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung" behindert und nach kurzer Zeit abgebrochen.

Als ein Papst und Hitler wollten wir Orte in München aufsuchen, die mit der Geschichte des Nazi-Staates, der katholischen Kirche und des Reichskonkordats vom 20. Juli 1933 verbunden sind. Dieser Vertrag zwischen Vatikan und Nazi-Staat gilt bis heute und gewährt auf verfassungswidrige Weise der katholischen Kirche Einfluss in vielen gesellschaftlichen Bereichen.

Etwa 20 zivile und uniformierte "Staatsschützer" wollten mit grotesken Begründungen die Kunstaktion verhindern. Das sei eine unangemeldete Versammlung, das Tragen eines weißen Talars sei verboten, das sei eine geschützte Amtskleidung, wir begingen Amtsanmaßung und dergleichen unsinnige und juristisch unhaltbare Behauptungen wurden herbeigezaubert.

Wir wurden daran gehindert, den geplanten Weg zu gehen und stattdessen in das Polizeipräsidium geleitet - unter Vortäuschung einer "gemeinsamen Klärung, welcher Weg begangen werden darf".

Zwei Personen, die Informationsblätter "Weg mit dem Konkordat - Wir fordern die Trennung von Kirche und Staat" verteilen wollten, wurden mit Gewalt daran gehindert. Ein junger Mann wurde mit Handschellen abgeführt.

Im Polizeipräsidium, machte ich den Leiter der Staatsschutzabteilung darauf aufmerksam, dass er die Freiheit der Kunst verfassungswidrig behindere und lieber die Gesellschaft vor wirklichen Gefahren schützen solle. Was hier geschehe wirke wie Polizeistaats und nicht wie Demokratie, die zu schützen ist. Ein Beamter des StaatsSchutzes erklärte uns, "ein bisschen Polizeistaats schadet nichts".

Herr Beyser, der Chef des Staatsschutzes, untersagte uns, die Kunstaktion fortzusetzen und drohte widrigenfalls Gewalt an.

Als ich den weißen Talar bereits ausgezogen hatte und auf dem Weg zum Kostümverleih zur Rückgabe war, kamen uns der oberste Staatsschützer Herr Beisser und drei weitere verbissen dreinblickende Staatsschützer nachgelaufen und beschlagnahmten den weißen Talar, die weiße Schärpe und die weiße Kopfbedeckung.

Der schriftliche angegebene Grund: "Gefahrenabwehr gg. öffentl. Sicherheit u. Ordnung".

Eine Gefahr für Staat und Gesellschaft stellen weder harmlose Kunstaktionen oder weiße Talare dar, sondern "Staatsschützer" wie Herr Beyser, die nicht unterscheiden können zwischen den in der Verfassung verbürgten Freiheiten und wirklichen Gefahren (von Nazis, Antisemiten, gewaltbereiten religiösen Fanatikern, und anderen Verbechern).

Herr Beyser sollte juristischen und politischen Nachhilfeunterricht bekommen und bis auf weiteres seines Amtes enthoben werden. Er ist eine echte Gefahr für eine demokratische Gesellschaft.

Wir werden Strafanzeige erstatten und eine Dienstaufsichtsbeschwerde einreichen.
Wir wollen Freiheit der Kunst und keine Übergriffe der Polizei!


W o l f r a m P. K a s t n e r
Institut für Kunst und Forschung
Trivastr. 7, D-80637 München, tel. 089 - 157 32 19


Die Süddeutsche Zeitung (7.9. 2006), die im übrigen derzeit jeden Tag eine Altpapier- bzw. Fischeinwickel-Beilage zum Papstbesuch anbietet, berichtete über die Hintergründe der Aktion und bemüht sich sichtlich den Verlauf der polizeilichen Maßnahmen zu entdramatisieren:

"Die Aktion sollte eigentlich geheim bleiben, doch dann plauderte es am Dienstag versehentlich der Moderator eines Privatradios aus: Der Künstler Wolfram P. Kastner und der Lektor Georg Ledig zögen am nächsten Tag als Papst und Hitler verkleidet durch die Stadt. Spätestens jetzt wusste die Staatsschutzabteilung der Polizei von dem Vorhaben. Und die Beamten vom Kommissariat 142 sind vor allem dafür bekannt, dass sie keinen Spaß verstehen. Wie sich zeigte, trifft dass in Sachen Papst besonders zu.

(...)

Als die Künstler am Mittwochvormittag vorm Alten Rathaus starten wollten, war allerdings längst die Polizei da. Eine Streifenbesatzung beschäftigte sich gerade damit, einen jungen Mann ins Auto zu verfrachten, der versucht hatte, ein von Kastner verfasstes Infoblatt zu verteilen.

Staatsschutzbeamte in Zivil nahmen sich dann Kastner selbst vor. Zwar ist der gegen jedwede Bevormundung resistent, angesichts der bulligen Beamten, die ihn einkreisten, versuchte sich der Künstler lieber aufs Rausreden. Erstens veranstalte er lediglich eine Kunstaktion, zweitens verteile er keine Flugblätter und drittens stelle er gar keinen Papst dar, sondern einen päpstlichen Nuntius. Somit könne er den Papst gar nicht beleidigen, gab der jetzt fast fröhliche Kastner in seinem weißen Kirchenkostüm zu Protokoll.

Kastner
Der verkleidete Hitler sagte gar nichts. Damit hatten die Polizisten nun nicht gerechnet, und auch auf mehrmalige Nachfrage hin verwies Kastner immer wieder auf „den Nuntius“.

Die Polizei musste das Duo erstmal ziehen lassen. Auf dem Weg durch die Dienerstraße verrenkten sich Passanten die Hälse. Helga Buchmann fand den Auftritt zunächst „makaber“, meinte aber dann, „die Verlogenheit der Kirche ist schlimmer“. Andere Fußgänger freuten sich über „die Dreharbeiten für ’nen Film“, und ein älterer Herr neidete dem falschen Kirchenmann den Auftritt gar: „Morgn ziag i mir a a weißes Hemd o“. Zivilbeamte nahmen jede Äußerung auf, um Beweise für ein beleidigendes Verhalten Kastners zusammen zu bekommen.

Der rettende Einfall aus polizeilicher Sicht kam dann Kommissariatsleiter Werner Maier. Am Marienhof leitete er Kastner und Ledig plötzlich in Richtung Polizeipräsidium um. Eine richtige Festnahme traute sich Maier zwar nicht, doch handle es sich hier um eine nicht angemeldete Versammlung. Der Einwand des Duos, man sei doch nur zu zweit, und an einer Versammlung müssten mindestens drei Leute teilnehmen, ließ Maier nicht gelten. Im Präsidium war der Spaß endgültig vorbei: Kastner und Ledig mussten die Kostüme abgeben. „Gefahrenabwehr“, hieß es bei der Polizei."

Vgl. a. hier, auch wenn der Laden dat Janze (Religion) ein bisschen verbissen zitiert. In diesem Sinne .... sei abschließend nochmals Erich Weinert zitiert:

BIST DU NOCH IN DER KIRCHE?
von Erich Weinert

Ich habe einen Indifferenten gefragt:
»Bist du noch in der Kirche?« - Da hat er gesagt,
»Ja, ich bin noch drin.
Aber ich gehe schon seit zehn Jahren nicht mehr hin.
Als aufgeklärter Mensch habe ich mit den Pfaffen
Und dem ganzen Brimborium nichts mehr zu schaffen.« -
»Und warum trittst du nicht aus?«
»Ja, es wurde immer nichts draus!«
»Du zahlst doch auch Kirchensteuer, nicht wahr?«
»Ja, so eine dreißig Mark im Jahr-«
»Eigentlich verdienst du eins hinter die Ohren.
Einmal betrachtest du die Pastoren
Als Diener der finsteren Reaktion,
Und dann ernährst du sie noch mit deinem Lohn!«
»Schon recht! Man entschließt sich bloß immer nicht!« -
»Also morgen gehst du aufs Amtsgericht!«

Ich habe einen Sozialdemokraten gefragt:
»Bist du noch in der Kirche?« - Da hat er gesagt:
»Die Kirche kommt gar nicht in Frage für mich.
Ich bin zwar noch drin, doch nur äußerlich.
Es ist wegen meiner Frau und meinem Sohn.
Der Junge soll in der Schule nicht drunter leiden.
Und meine Frau ist für Taufe und Konfirmation.
Ich möchte eben Differenzen vermeiden!
Trotzdem bin ich Atheist, wie du weißt,
Und kläre die Menschen auf, wo ich kann.«-
»Und zu Hause duldest du den heiligen Geist?
Deine Frau ist doch gar nicht mehr gläubig gesonnen.
Die Aufklärung fängt nämlich zu Hause an!
Die ist sicher bald für den Austritt gewonnen.«


Ich habe einen Kommunisten gefragt:
»Bist du noch in der Kirche?« - Da hat er gesagt:
»Ach, du denkst wohl, ich gehe sonntags beten?«
Da wäre ich ein schöner Kommunist!
Wir sind zwar formell noch nicht ausgetreten,
Was ja schließlich auch überflüssig ist.
Wir hatten keine kirchliche Trauung.
Bei Vaters Begräbnis hat keiner gepredigt.
Der Pastor kennt unsere Weltanschauung.
Für den sind wir schon lange erledigt.
Und Kirchensteuern bezahl ich ja nicht!
Was soll ich da noch auf dem Amtsgericht?«
»Genosse, nun will ich dir mal was flüstern!
Dein Name steht in den Kirchenregistern!
Und nun erzählt dein Pastor seiner Gemeinde.
Bei uns ist sogar noch ein Kommunist,
Ein Mann aus dem Lager der Glaubensfeinde!
Das beweist, liebe Freunde, daß Jesus Christ
Doch stärker als gottlose Lehren ist!«
»Ja, daran hab ich noch gar nicht gedacht!«
»Nun aber schnell einen Strich durch gemacht!«


Allen dreien sag ich noch eins zum Schluß:
Ihr eid euch völlig darüber klar,
Die Kirchenherrschaft ist eine Gefahr,
Die mit allen Mitteln bekämpft werden muß!
Heute verbietet sie uns schon, wie ihr wißt,
Sie als das zu bezeichnen, was sie ist.
Die Geistesfreiheit, die sie irritiert,
Wird mit staatlichem Gummi hinwegradiert.
Doch wenn sie uns auch zum Schweigen zwingen -
Es gibt noch ein Mittel, legal und erlaubt,
Womit man den geistlichen Finsterlingen
Den Boden unter den Füßen raubt:
Wenn die Millionen den Austritt erklären,
Die innerlich nicht mehr zur Kirche gehören,
Das wäre für die Reaktion ein Schlag,
Den kein Gesetz zu verhindern vermag!
Doch die, die sich jetzt nicht endgültig trennen,
Die sollen sich ja nicht mehr Kämpfer nennen!
Und wie tritt man aus der Polizei aus?

Und zu Kastner, der immerhin weiss, wie man die Reaktion herausfordert, siehe auch diese Aktion in Salzburg im Jahr 2001 ...

Der Standard (8.9. 2006) sowie die ganze österreichische Medienlandschaft berichtet vom TV-Auftritt des BZÖ-Spitzenkandidaten Peter Westenthaler, der zutage brachte, dass Ideologie dumm machen kann:


Halbmonde statt Gipfel­kreuze: "Künstler­gruppe" wollte mit Aktion "how low can you go" "testen, wie weit populistische Politiker gehen"
Halbmond

Wien - In der gestrigen ORF-TV-Konfrontation zur Nationalratswahl zitierte BZÖ-Chef Peter Westenthaler aus einem angeblichen Briefwechsel zwischen Omar Al-Rawi, dem Integrationsbeauftragten der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich und SPÖ-Gemeinderat, und dem Alpenverein. Demnach habe Al-Rawi die Gipfelkreuze auf österreichischen Bergen als "ein Herrschaftszeichen des Christentums" bezeichnet und Halbmonde statt Gipfelkreuze auf österreichischen Berggipfeln gefordert.

Fälschung einer Künstlergruppe


Wie das Monatsmagazin DATUM auf seiner Homepage berichtet, handelte es sich bei dem von Westenthaler zitierten Schreiben um eine Fälschung. Ein Mann, der sich als "Mitglied einer Künstlergruppe" bezeichnet, die sich "Haben wir denn keine anderen Sorgen" nennt, bekennt sich gegenüber DATUM dazu, den Brief gefälscht und an Westenthaler geschickt zu haben.

Tief

"How low can you go" sei das Motto der Aktion gewesen, mit der der Mann nach eigenen Angaben "testen wollte, wie weit populistische Politiker gehen", heißt es in einem Kommunique der Gruppe, das DATUM auf seiner Homepage veröffentlicht. Am Schluss heißt es darin: "Im übrigen wünscht die Künstlergruppe Herrn Westenthaler, dass er beim Joggen im Winter aufs Knie fällt."

BZÖ bleibt dabei und zitiert Fälschung

Das BZÖ bleibt indes bei seiner Darstellung, der Brief sei echt. In einer Aussendung sagte BZÖ-Bundespressesprecher Lukas Brucker, die SPÖ fühle sich ertappt und sei "peinlich darum bemüht, die Diskussion um die Anbringung von Halbmonden an Gipfelkreuzen herunterzuspielen".

Tatsache sei, dass der Brief existiere, so Brucker. "Sollten die genannten Personen anderer Meinung sein, dann sollen sie klagen und der Fall wird vor Gericht ausgetragen", forderte der BZÖ-Sprecher. Brucker weiters: Man habe den Brief "aus einer verlässlichen Quelle" erhalten.

Auf der BZÖ-Homepage ist der gefälschte Brief noch immer online (Stand 13.30 Uhr), unter dem Titel "BZÖ: SPÖ fühlt sich ertappt! Anbringung von Halbmonden auf Gipfelkreuzen sollte vor der Wahl vertuscht werden" hatte die orange Partei in einer Aussendung das gefakte Schreiben auch im Wortlaut zitiert.

Als Verfasser Genannter droht BZÖ mit Klage

Die Diskussion um den Brief könnte bald rechtliche Konsequenzen haben. Der als Verfasser des Briefes angegebene Andreas Ermacora kündigt in einer Aussendung an, Klage gegen das BZÖ zu erheben.

"Nachdem das BZÖ in seiner nunmehrigen Aussendung ausdrücklich daran festhält", dass der Brief echt sei, "wird das BZÖ aufgefordert, dies unverzüglich zu wiederrufen", heißt es in der Aussendung. Außerdem solle die Partei den Brief von der Homepage entfernen. Andernfalls werde "der österreichische Alpenverein sowie Dr. Andreas Ermacora Klage erheben".

Gusenbauer hämisch


SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer reagierte auf die Brief-Causa mit Häme gegenüber Westenthaler: "Im Wettbewerb, wer der Dümmste und Tiefste ist, gibt es seit gestern einen eindeutigen Sieger", meinte er am Rande des SPÖ-Parteitages in Linz. (red/APA)


Das Kommunique:

+++„Haben wir denn keine anderen Sorgen“+++

„Das in der ORF-TV-Konfrontation von Herrn Westenthaler präsentierte angebliche Schreiben des Alpenvereins an Omar Al-Rawi ist ein Fake der Künstlergruppe ,Haben wir denn keine anderen Sorgen'.

Im Rahmen der „Aktion zur Auslotung populistischer Gemein- und Blödheiten – How low can you go? – wurde von uns im Laufe des Sommers eine Reihe populistischer Politiker und Promis mit gefakten anonymen Schreiben beglückt. (u.a. H.C. Strache).

Wir wollten sehen, wie weit populistische Politiker gehen. Westenthaler war von Beginn an ein heißer Tipp. Er wurde deshalb gewählt, weil er durch seine Frisur bereits ausdrückt, dass er keine Grenzen der Scham und das Anstands kennt.

Herr Westenthaler hat gehalten, was wir uns von ihm versprochen haben. Er hat damit beste Chancen am 1. Oktober die Auszeichnung „Kellerassel des Wahlkampfs“ – sie wurde eigens für den Nationalratswahlkampf von der Künstlergruppe ins Leben gerufen - zu erhalten.

Jeder sehfähige Mensch erkennt das Schreiben als Fake. Weder stimmt das Datum noch der Briefkopf.

Jeder verantwortungsvolle Mensch hätte die Richtigkeit des Schreibens überprüft, bevor er damit ins TV geht.

Im übrigen wünscht die Künstlergruppe Herrn Westenthaler, dass er beim Joggen im Winter aufs Knie fällt.“


Bei Datum gibt's dann noch so manches Schmankerl

und dann wird's immer grotesker

der Sonnengelb-Blog forderte mehr solche "paradoxen Interventionen"

Das Schwäbische Tagblatt (11.8. 2006) infomiert uns über eine "gelungene Guerilla Gardening Aktion in bester Tübinger Lage" (via Kreativer Straßenprotest):

Tuebingen_Cannabis
"Recht ungewöhnlich ist in diesem Jahr der Blumenschmuck auf der Tübinger Neckarbrücke. Wer genau hinschaute, fand in den vergangenen Tagen in beinahe jedem Kasten zwischen gelben Hängepetunien, roten Verbenen, Begonien und Wandelröschen zarte Pflänzchen, die zur Gattung Cannabis sativa, sprich Hanf, gehören.

Das fiel am Donnerstagmorgen auch dem Stadtgärtner-Trupp auf, der die Kästen regelmäßig pflegt. Pflichtbewusst – schließlich ist der Anbau von Hanf streng verboten – rupften die Stadtgärtner viele der Hanfpflanzen aus. Alle freilich erwischten sie nicht, was unser Foto beweist.

Wie das illegale Gewächs in die Kästen geriet, ist unklar. Karl-Martin Stephan, der im Auftrag der Gärtnereivereinigung Tübingen die Kästen im Frühjahr bepflanzt hat, beteuert, dass die in ausgewachsenem Zustand als Rauschmittel verwendbaren Pflanzen nicht aus seiner Gärtnerei stammen. Polizeisprecher Ewald Raidt tippt auf „Scherzbolde“. Die Abteilung Rauschgiftkriminalität werde sich dennoch um den Fall kümmern: „Die Polizei wird immer reagieren, wenn sie so etwas findet.“

Das neue Album von Paris Hilton wurde "Opfer" eines reverse shopliftings. Mehr dazu hier

Die von Yann Moulier Boutang herausgegebene Theoriezeitschrift "Multitudes" hat in ihrer Schwerpunktnummer zum Thema Deleuze auch einen eigenen Themenkomplex "Hoax" bzw. Kommunikationsguerilla und Fakes eingerichtet. Aber wie häufig im französischen Kontext, wird die nicht-französischsprachige Literatur nicht oder kaum zur Kenntnis genommen. Schade eigentlich ... aber immerhin.


MINEURE : HOAX ACTIVISTE

André Gattolin
Prélude à une théorie du hoax et de son usage subversif

In an introduction to a focus on "activist hoaxes" published by French journal Multitudes, André Gattolin shows how simple tricks can upturn the codes of dominant cultures. The contemporary hoax goes beyond the field of traditional media activism and marks a regeneration of the culture of opposition.

Erwan Lecoeur & Alexandre Pessar
Les Yes Men : de l’usage de la " rectification d’identité " pour Bhopal
The actions of the Yes Men combine happenings with take-over strategies. Starting with websites, they continue the hoax till it runs into reality: in TV studios or with lectures they make sure to catch on film. This time, Dow Chemical takes a hit.

Les actions des Yes Men mêlent stratégie d'usurpation et happening. À partir de sites Web, ils poursuivent le hoax jusqu'à son débouché dans le réel : plateau télé ou salle de conférence filmée. Une entreprise comme Dow Chemicals y a laissé quelques plumes...

Andrea Natella
Aux origines de l’usage subversif du canular en Italie

The true is a moment of the false. Overview of the hoax in Italy, from Censor (1975) to Luther Blissett.

Le vrai est un moment du faux. Panorama du hoax en Italie, de Censor (1975) à Luther Blissett.

Luther Blissett
Le Gai Mensonge de Luther Blissett
Don't hate the media, lie to the media. Defence and illustration of lying by the Italian Luther Blisset collective.

Le pouvoir ment. Mentons à notre tour, et mentons mieux. Défense et illustration du mensonge par le collectif italien Luther Blissett.

André Gattolin
Serpica naro : un hoax activiste contre le milieu de la mode

The young designer Serpica Naro is the center of attention during Fashion Week. But she doesn't exist. A collective of flexworkers created her from scratch, to have a laugh at the city of Milan whose blood is sucked dry by the fashion vamp. And to show its dark side too: extreme precarity, with three-quarters of those under 35 working on short-term contracts.

La jeune styliste Serpica Naro, centre de l'attention de la Semaine de la Mode, n'existe pas. Un collectif de précaires l'a créée de toutes pièces pour tourner en dérision une ville de Milan vampirisée par la mode et pour en exposer la face obscure : une précarité à outrance, avec près des trois quarts des moins de 35 ans qui travaillent sous le régime des contrats atypiques.

Francis Mizio
La Brigade de propagation textuelle : histoire d’une expérience collective de harcèlement par courriel

Words against corporate communication. Account of the attempted sabotage of Jaimemaboîte.com (=Ilovemycompany.com), initiator of Business Day.

Des mots contre la com. Récit du sabordage de Jaimemaboîte.com, initiatrice de la Fête de l'entreprise.

Am 16. Sept. 2006 ist es wieder soweit: Diesmal mit abgeändertem Namen organisiert wir – die Aktionsgruppe “Dance out WEF“ – eine Strassenparade durch die Berner Innenstadt. Als neuen Namen haben wir “Dance out Mon€ymania“ gewählt. Wir wollen damit auf die Folgen des masslosen, unüberlegten Konsums jedes/r einzelnen hinweisen und einmal mehr zeigen, dass man den Menschen auch mit beschränkten, einfachen Mitteln Freude bereiten kann. Wir hoffen, der Gesellschaft auf diese Weise etwas unserer – für uns zentralen – Grundhaltung zukommen zu lassen: Nicht materieller Besitz, sondern innerer, seelischer und geistiger Reichtum soll als zentrales Lebensziel erkannt werden.

Wir versammeln uns um 15 Uhr im Schwellenmätteli. Zwei Stunden später beginnt der Umzug. Er führt via Dalmazibrücke, Matte, Bärengraben, Zytglogge bis auf den Bundesplatz. Die Parade endet voraussichtlich gegen 23 Uhr vor der Reitschule. Eine Afterparty im Anschluss ist noch in Planung.

Wie an den vergangenen Paraden werden verschiedene Soundcrews mit ihren Wagen für Stimmung sorgen. Mit diversen Musikstilen (Punk, Goa, Drum’n’Bass, Minimal, HipHop…) werden sie alle Geschmäcker ansprechen. Zudem richtet sich der Fokus der Parade noch verstärkt auf politische Inhalte: In Zusammenarbeit mit verschiedenen Gruppierungen versuchen wir anhand konkreter Bespiele die tödlichen Auswirkungen des modernen Wirtschaftsdenkens zu illustrieren. Die Mitarbeit weiterer interessierter Kreise ist erwünscht. Bitte meldet euch bei uns!

Am Wochenende vom 1. - 3. September 2006 findet im Paradisli zudem ein Infoworkshop statt, an dem wir die politischen Inhalte koordinieren und Transparente, Plakate und Flugblätter für die Parade gestalten werden. Jedermann und jedefrau ist dazu (auch unangemeldet) herzlich eingeladen. Für Medien besteht zudem die Möglichkeit, “direkt an der Quelle“ Interviews zu machen, Fotos zu schiessen und Videos zu drehen.

Wir hoffen, dass auch Sie sich für eine Teilnahme an unserer Parade begeistern lassen, und möchten Sie bitten, diesen Aufruf an alle Freunde/innen, MitarbeiterInnen, Interessierte, Musikbegeisterte usw. weiterzuleiten. Wir danken Ihnen für Ihr Engagement!


Solidarische Grüsse
OK Dance out Mon€ymania

www.danceoutwef.org


flyer-dance-out-moneymania



MON€YMANIA TÖTET !!

Moneymania – die Manie nach Geld. Das ständige Streben nach käuflichen Werten und materiellem Reichtum hat in einer kapitalistischen Gesellschaft viele Gesichter: Davon zeugen die allgegenwärtig Glück versprechenden Werbungen für immer günstige Produkte, überrissene Löhne von Topverdienern oder aber die omnipräsente Grundregel der Rentabilität, sei es in Politik, Kultur oder Kirche. Sei es ein Festival, eine WM, ein Hilfswerk, eine Geburtstagsfest oder Staudammprojekt. Worum es sich handelt, ist egal. Hauptsache es ist in nützlicher Frist realisierbar und es rentiert.

Oftmals wird gerade von den Menschen, die nicht viel Habe besitzen, Geld und Luxus verehrt, als wäre es ein Gott. Kinder zocken ihre Eltern ab, um auf dem Schulhof mit den – in einem Monat längstens wieder veralteten Hosen – anzugeben. Auch brauchen sie unbedingt (!) die neue Playstation und die fünf coolen Games… Nach siegreichen Matches protzen Fussball-Fans mit ihren aufgemotzten Karren. Und wer heute noch kein Foto-Handy besitzt, lebt sowieso hinter dem Mond.

Dass wir mit dieser Einstellung die Welt prägen, ist vielen nicht ganz klar. So kaufen wir z.B. günstige Kleidung im H&M. Diese ist aber nur deshalb so billig, weil H&M die Produktionskosten tief hält, indem die Firma den Herstellern der Waren resp. deren Arbeitnehmern nur sehr wenig bezahlt – oftmals zu wenig, damit diese überleben können! H&M profitiert somit indirekt von der ungerechten Güterverteilung auf diesem Planeten.

Wir müssen unsere Konsummengen hinterfragen. Wir müssen uns informieren, versuchen, Grossfirmen wie H&M, McDonalds, Nestlé, Levi’s, Nike, Kraft, Ford, Walt Disney, Coca-Cola, Chiquita, C&A und viele mehr so weit als möglich zu meiden, und stattdessen auf ökologische, nachhaltige Produkte setzen. So können alle etwas zu einer gerechteren Welt beitragen.




EINKOMMEN BEGRENZEN !!

Das Lohnpaket, welches Novartis-CEO Daniel Vasella 2005 garnierte und wovon er nur etwa zwei Drittel versteuern muss, beträgt knapp 50 Mio. CHF. Marc Ospel, Verwaltungsratspräsident der UBS, brachte es (ohne Boni) immerhin auf 24 Mio. CHF. Bei Peter Brabek, dem Nestlé-Chef, sind es „nur“ 13.5 Mio. CHF. Würde z.B. dieser sich mit 1 Mio. pro Jahr begnügen, würde jedeR seiner weltweit 230’000 ArbeitnehmernInnen 50 CHF mehr verdienen – je nach Land ein kleines Vermögen!

Solche exponentiell wachsende Kaderlöhne sind nicht legitim. Weder könnte die Leistung eines einzelnen Menschen jemals eine dermassen hohe Entlöhnung rechtfertigen, noch wird demokratisch über die Höhe der Löhne entschieden. Der Kader bestimmt selbst. Die Aktionäre beschweren sich nur, wenn die Kurse sinken. Dies wiederum wird von der Exekutive tunlichst vermieden, indem die Geschäfte durch geschicktes Zu- und Verkaufen von Firmenanteilen sowie durch effiziente Sparpolitik (sprich: Entlassung von unrentablen “human resources”) ständig manipuliert werden. Und wenn dann gar nichts mehr geht, verkauft man sich eben selbst. Koste es, was es wolle.

Nur eine Rückbesinnung auf eine längerfristige, der Allgemeinheit dienenden Geschäftspolitik kann eine stete Vergrösserung der Einkommensunterschiede verhindern. Nach oben begrenzte Löhne (z.B. 1 Mio. CHF pro Jahr) könnten ein Mittel sein, diesen Wahn des selbst zerstörerischen Profitstrebens zu durchbrechen. Wer sich nur bereichern will und sein Maximaleinkommen bereits erreicht hat, wird wohl einfach weniger arbeiten. Andere werden sich aber wieder mehr ums Allgemeinwohl und um unser aller Zukunft kümmern. Packen wir’s an!




CHANCEN ERKENNEN !!

Zwar will sogar die eidgenössische Kommission für Strahlenschutz Mühlebergs und Beznaus Schrottreaktoren nun bald mal abschalten. Gleichzeitig werden aber bereits eifrig neue Gaskraftwerke geplant, um die entstehende Versorgungslücke zu stopfen. Zudem werden seit Jahren jegliche Versuche, eine Abgabe auf nicht erneuerbaren Energien einzuführen, zunichte gemacht. Dabei ist allen klar, dass die Schweiz die Ziele des Kyoto-Protokolls (Reduktion der Treibhausgasemissionen auf den Stand von 1989) so niemals erreichen wird.

Der fehlende Mut zum Aufbruch und der immer noch grassierende Glaube, mit zukünftigen Technologien alle heute verursachten Probleme lösen zu können, machen jegliche Anstrengungen zunichte, vorwärts gerichtete Ansätze umzusetzen. So verkennen die meisten Politiker immer noch, dass sich z.B. mit einer Förderung von heutigen, ökologischen Heizsystemen (Wärmepumpen, Sonnenkollektoren, Geothermie, Biogas) eine drastische Einsparung von Öl und Gas erzielen liesse. Wir könnten so Kosten und CO2-Emissionen senken und ausserdem zusätzliche Arbeitplätze in der Forschung, in der Baubranche, im Dienstleistungssektor – ja sogar in der Landwirtschaft (Biogas) – generieren. Diese Chance wird jedoch nicht erkannt!

Unsere Weltordnung befindet sich an einem Wendepunkt: Sozialsysteme bröckeln, für Ressourcen ziehen Nationen in den Krieg und gravierende Folgen unseres Handelns werden immer mehr spürbar. Nur wenn Prominente und Entscheidungsträger ihre Rolle als Führer und Vorbilder der Gesellschaft endlich wahrnehmen und echte Nachhaltigkeit fordern und vorleben, besteht in mittlerer Zukunft eine Chance, Mehrheiten für unser aller Anliegen zu finden: Einen Erhalt unserer Wohlfahrt. Ansonsten werden uns unsere Nachkommen hassen. Wir – die wir innert 50 Jahren wissentlich das ganze Kapital unseres Planeten verprasst haben! Die Osterinsel lässt grüssen.




KEINE MENSCHEN AUSGRENZEN !!

Papierlose sind Menschen, die vor materieller Not und politischer Repression aus ihren Herkunftsländern fliehen mussten und in den westlichen Staaten aus fadenscheinigen Gründen trotzdem nicht als Flüchtlinge anerkannt werden. Durch die Illegalität gezwungen, suchen sie sich eine versteckte Arbeit – oft für tiefste Entlöhnung und ohne rechtlichen Schutz.

Eine menschenwürdige Wohnung, einmal Freunde zum Essen einladen, aber auch ein Arztbesuch oder die schulische Ausbildung der Kinder – viele dieser Grundbedürfnisse können aus finanziellen Gründen nicht gedeckt werden. Zudem werden sie ihnen oftmals aufgrund ihres rechtlichen Status’ verwehrt oder bestimmte Tätigkeiten können nur unter dem ständigen Risiko eines Erkanntwerdens durchgeführt werden. Jede Unachtsamkeit nahe stehender Personen könnte eine Meldung bei der Fremdenpolizei und eine Ausschaffung zur Folge haben. Dieser fehlende rechtliche Schutz und die ständige Existenzangst der “Sans-Papiers” werden bewusst ausgenutzt.

Wenn wir am 24. Sept. die fremdenfeindlichen Gesetze annehmen, machen wir uns verantwortlich dafür, dass genau diese Menschen hier bei uns weiterhin gezwungen sind, als Schwarzarbeitende, im Drogenhandel, in Prostitution usw. ihr Einkommen zu bestreiten. Diese beiden mittelalterlichen Vorlagen, die ausserdem der Genfer Menschenrechtskonvention widersprechen, gilt es darum klar zu verwerfen!

 

twoday.net AGB

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