0 Kollektives BLOG Mitmachen
a.f.r.i.k.a.-texte
Aktionsvorschlaege
Angewandter Realismus
Anstrengungen zum Begriff
Billboard Liberation
Biographisches
BlogchronikReview
Camouflage
ConsumeYourMasters
Culture Jamming
Cut up Collage Techniken der KG
Faelschungen und Camouflagen
Fake
Gegenoeffentlichkeit
Graffiti
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
icon

 
Anfang Juli vergangenen Jahres wurde einer der Organisatoren der Online-Demo gegen das Abschiebegeschäft der Lufthansa verurteilt. Nunmehr wurde das Urteil des Frankfurter Amtsgerichtes vom Frankfurter Oberlandesgericht aufgehoben:
Heise online (01.06. 2006) berichtet

"OLG Frankfurt: Online-Demonstration ist keine Gewalt

Fast ein Jahr, nachdem das Amtsgericht Frankfurt den Initiator einer Online-Demonstration gegen die Lufthansa zu einer Geldstrafe verurteilt hatte, hat das Oberlandesgericht das Urteil mit dem am heutigen Donnerstag veröffentlichten Beschluss vom 22. Mai aufgehoben und den Angeklagten freigesprochen. Dabei stellten die Richter in der Entscheidung vor allem den Gewaltbegriff in Frage, den die erste Instanz zugrunde gelegt hatte.
Anzeige

Die gerichtliche Aufarbeitung der Online-Demonstration dauerte damit fast fünf Jahre. Die Gruppen "Libertad" und "Kein Mensch ist illegal" hatten am 20. Juni 2001 zu einer Online-Demonstration gegen die Lufthansa aufgerufen. Mittels einer eigens geschriebenen Software konnten die Demonstranten automatisch verschiedene Webseiten der Fluggesellschaft abrufen und so versuchen, die Server in die Knie zu zwingen. Die Aktivisten wollten damit gegen die Beteiligung der Lufthansa an Abschiebungen protestieren. "


Zur Libertad-Erklärung auf Indymedia (1.6.2006)

Wenige Tage vor Beginn der Fussball-Weltmeisterschaft scheinen verschiedene Städte, in denen Spiele ausgetragen werden, die Vorbereitungen auf das Spektakel ernst zu nehmen. Die Stadt Köln weist auf einer Internetseite auf die Exklusivität der Sponsoren hin. Die Organisatoren wenden sich an alle Kölner: "bitte helfen sie der Stadt Köln sowie unseren Partnern aus der Wirtschaft und sehen sie in der Zeit der Weltmeisterschaftsspiele davon ab, Markenzeichen von Nicht-Sponsoren öffentlich, vor allem aber innerhalb der kontrollierten Zone (Bannmeile), zu tragen. Dazu zählen Bild- sowie Wortmarken wie z.B. Logos, Signets, Markenzeichen und Schriftzüge." WMcheckliste Um die Mithilfe zu erleichtern, steht eine Checkliste zum Download bereit. Ähnliches tut sich in Dortmund. Hier sind Behördenschreiben aufgetaucht, die Anwohner des Westfalen-Stadions über die Sicherheitsmassnahmen der Stadt aufklären. Der Zutritt zu einer 1000-Meter-Zone um das Stadium herum sei nur mit einem Passierschein möglich, der für 10 Euro im Bürgerbüro erworben werden könne. Außerdem wird auch in Dortmund darauf hingewiesen, dass sämtliche Werbung in der Stadion-Zone entfernt werden müsse. Tatsächlich gingen bei der angegebenen Behördennummer hunderte von Anrufen ein. Ein Anwohner erkundigte sich, was er beim Einkauf von Nicht-Sponsoren-Produkten beachten müsse. Die Stadt Dortmund zeigte sich wenig erfreut über die zusätzliche Arbeitsbelastung, stritt die Urheberschaft an dem Schreiben ab und behält sich vor, Ermittlungen wegen Amtsanmassung aufzunehmen.

Bei Sum1 (1+1=1)wird die Hamburger Aktion in einem Delikatessenladen "irgendwo zwischen Kommunikationsguerilla und Direkter Aktion " angesiedelt. Dann geht es allerdings nur noch um die Frage, wie gefährlich das alles ist.

Das zeigt wiederum, wo er Unterschied zur Kunst liegt. Es geht eben nicht nur um Spaß, sondern um die Verschiebung der Machtverhältnisse, und dafür werden offensichtlich immer mal wieder die Grenzen der Gesetze übertreten.

That's the way life is - wer etwas verändern will, muss selbst bestimmen, was er zu tun und zu lassen hat. Die Gesetze regeln dabei vor allem das Preisniveau.

Im Bauhaus-Tapete-Blog werden kühne Behauptungen aufgestellt,

"Wer sich mit subversiver Kunst, mit politischem Plakat, mit Methoden wie CultureJamming, Komunikationsguerilla, Fakes oder Imagebeschmutzung beschäftigt, kommt nicht an der Kanadischen Zeitung Adbuster vorbei."

Designer vielleicht, wir nehmen zur Kenntnis, das im Adbusters-Magazin ab und an eine nette Idee zu finden ist, und das war's auch schon. Wer glaubt, hier die politische Offenbarung finden zu können, muss entweder Designer sein, oder aber schlicht nicht alle Tassen im Schrank zu haben:

"Es gibt keine politische Kampagne in Deutschland, die diese Mittel benutzt (DeportationClass, Anti-Coca-Cola-Kampagne, Wahlquark), die Adbuster nicht als Bezugspunkt hat. Adbuster ist das inhaltliche und grafische Kondensat dieser Politikformen, mit allen seinen Stärken - Kampagnenfähigkeit, Öffentlichkeitswirksamkeit - und seinen Schwächen - politische Unschärfe, manche nennen es verkürzte Kapitalismuskritik."

Aber dann ist man doch amüsiert, was den Verlauf des Vortrags von
Kalle Lasn (Adbusters) "Die Zukunft des Designs" an Ertrag gebracht hat. Laut Bauhaus-Tapete:

"Kalle Lasns Vortrag war dementsprechend weniger ein künstlerischer, als vielmehr ein politischer.
"The human experiment is hitting the wall!"
Es war ein Pledoyer an die versammelten Layouter (der Saal war voll) - "espacially the Students" - ihre politische Verantwortung wahrzunehmen - "Designers are powerful people" - und in ihren Beruf einfließen zu lassen.
Gute Idee, nur leider heißt das für ihn, dass Layouter Aufträge für Laubbläser ablehnen und stattdessen Kompostbehälter gestalten sollen.
Die Grünen haben es ihm scheinbar angetan. Anders als die Linken. "I don't wanna talk about the left, I don't even like the left. I wanna jump over the dead body of the left! Design is going green."
"We're learning to play with the nature."
"Nature is a far better designer, than I will ever be."
Anschließend redete er viel über Strom- und Wassersparen und darüber, dass man wieder seinen Nachbarn kennen lernen sollte."


Das ist dann doch wieder sehr treffend, das es das dann politisch gewesen sein soll. So ähnlich hatte man sich das bereits vorgestellt.
Und genau die sind es auch, die den Buy-nothing-Day pushen. Ein Grund mehr da nicht mitzumachen.

Und was den Einfluss von Adbusters in Sachen Typo und Grafik-Design angeht, ist das natürlich Humbug. Das kann man den Typo-Fritzen erzählen, aber für die meisten Kampagnen ist das irrelevant und die Adbusters selbst sind beeinflusst von Gruppen wie der Bilboard Liberation Front oder BUGA up aus Australien. und die sind nicht mit Photoshop zugange gewesen, sondern waren Sniper, die auf ihren Moment im öffentlichen Raum gelauert haben.

Adbusters, das ist wie Titanic, bloss viel verbissener und missionarischer. Aber Kommunikationsguerrilla findet nicht in Zeitschriften wie Adbusters oder Titanic statt, sondern überall anders (und die hellsten Momente der Titanic ergeben sich auch nicht zwischen ihren Zeitschriftendeckeln).

Der Verlag Assoziation A, in dem auch das Handbuch der Kommunikationsguerilla erschienen ist, informiert uns über eine ernsthafte Attacke gegen ein nicht wirklich wichtiges Buch. Aber das ist hier nicht der Punkt. Andererseits fragt man sich schon, wie lange der Apparat eines Bundesministeriums braucht, bis er die Gefährlichkeit eines solchen 'Machwerks' erkennt. Und dann fragt man sich nach den politischen Absichten. Eine 'stillgelegtere" Bewegung wie die Autonomen, die hier beschrieben wird, kann man sich gar nicht vorstellen. Gegen wen wird hier verhandelt? Sind die volldeppert oder müssen solche Apparate und Institutionen nur ab und an ihre Berechtigung unter Beweis stellen? In jedem Fall sind alle ihre eventuellen Absichten kriminell und müssen deshalb von allen rechtschaffenen Menschen zurückgewiesen werden. No pasaran! oder im Jargon der inkriminierten Bewegung:

"Der Bundesprüfstelle eins aufs Maul!"


Wir dokumentieren das Schreiben des Verlags von heute, 19.5. 2006:

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

vor kurzem teilte uns die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien mit, dass das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend einen Indizierungsantrag gegen das mittlerweile vier Jahre alte Buch �Autonome in Bewegung� gestellt hat.

Offenbar versucht das Ministerium neben der Propagierung christlicher Werte, wie Disziplin, Höflichkeit oder Respekt, nun auch gegen politisch missliebige Publikationen und deren Herausgeber vorzugehen.

Eine erfolgreiche Indizierung würde bedeuten, dass unser Buch nur noch unter der Ladentheke verkauft werden dürfte, keine Werbung, keine Auslage, kein Versand, die Kontrolle der Ausweispapiere beim Verkauf. Außerdem würden die Barsortimente den Titel nicht mehr vertreiben und Buchhändler, die über die Indizierung wachen müssen, würden den Titel aus dem Sortiment nehmen. Die materielle Schädigung für den Verlag wäre auf jeden Fall erheblich.
Aber vor allem würde eine Indizierung des Buches einer politischen Zensur gleichkommen.

Die Darstellung und kritische Reflexion der linken Geschichte und der sozialen Bewegungen bildet seit Jahren einen thematischen Schwerpunkt des Verlages Assoziation A, der sich in Sachbüchern und Romanen niedergeschlagen hat.
So geben die Romane Nanni Balestrinis einen genauen Eindruck vom Lebensgefühl der Akteure der italienischen autonomen Bewegungen wider. Paco Ignacio Taibos Romane sind ein fortlaufender kritischer Kommentar der mexikanischen Geschichte, so beispielsweise in seinem letzten Krimi, den er zusammen mit Subcomandante Marcos verfasst hat. Die Übersetzungen französischer Neopolar-Kriminalromane haben die Studentenbewegung, die Migration oder die Judenverfolgung in Frankreich zum Thema.
Die Goldene Horde von Moroni/Balestrini ein Standardwerk über die jüngere italienische Geschichte, gehören wie die Arbeit zum Operaismus von Steve Wright "Den Himmel stürmen" zum Verlagsprogramm. Demnächst kommt mit der Wiederauflage von "Brigate Rosse", einem Interviewband von Rossana Rossanda und Mario Moretti, eines der wichtigsten Bücher zum bewaffneten Kampf in Italien wieder auf den Markt.
Dem visuellen Ausdruck der sozialen Protestbewegungen in der Bundesrepublik Deutschland haben wir zwei breit rezipierte Plakatbücher gewidmet.

Das Buch "Autonome in Bewegung" beschreibt ausführlich bebildert und durch viele Selbstzeugnisse anschaulich autonome Politik in Berlin seit 1980. Die Geschichte der Hausbesetzungen, der Kampf gegen die Startbahn-West, die Aktionen zum IWF-Gipfel in Berlin 1988, Anti-AKW Kampagnen und vieles mehr werden nicht nur beschrieben, sondern es wird auch der Versuch unternommen, die Beweggründe der Akteurinnen und Akteure darzulegen. Die Überzeugungen und politischen Ideen, aber genauso die Emotionen und Leidenschaften sind für das Verständnis der Autonomen von entscheidender Bedeutung.

Das Bundesministerium beanstandet vor allem Stellen und Textpassagen, die aus Erinnerungen und Reflexionen bestehen und als Zitate von autonomen Zeitgenossen graphisch gekennzeichnet sind. Natürlich geht es dabei auch um Militanz, um ihre Beschreibung, Problematisierung und Kritik. Für das Verständnis eines so wichtigen Abschnitts linker Politik ist die Auseinandersetzung um Militanz bedeutend und darf auf keinen Fall zensiert werden.

Würde ein Buch wie "Autonome in Bewegung" tatsächlich auf den Index kommen, müsste tatsächlich mit einer Flut von weiteren Anträgen - nicht nur gegen Bücher unseres Verlages - gerechnet werden, da die Vorwürfe auf zig Sachbücher und Romane übertragbar wären.

Deshalb betrifft dieser Zensurversuch auch alle, die als Verlage, AutorInnen, JournalistInnen und Leserinnen und Leser an einer weiteren Diskussion über Inhalte und Ziele linker Politik interessiert sind.

Wir werden Sie über den weiteren Verlauf dieses Indizierungsverfahrens auf dem Laufenden halten und bitten Sie, uns zu helfen, diese Vorgänge publik zu machen. Nur eine öffentliche Diskussion und Verbreitung kann solche - immer wiederkehrenden - Zensurversuche verhindern.

Kommen die Mittenwalder "Kampfelefanten" wieder?

Zur Webpage des Aktionsbündnisses hier klicken ...



Siehe auch: "Sommer, Sonne, Kriegsverbrechen"

Der Guardian (17.5. 2006) berichtet in durchaus objektiver und vor allem ausführlicher Weise über die Hamburger Delikatessen-Posse:

"A merry band

Last month Germany's real-life Robin Hood gang struck again, stealing a trolley of luxury food. But who are they - and why do they do it? And how did Luke Harding manage to track them down when the police couldn't?
(...)
Late last month Sievers's shop, Frische Paradies in Hamburg, was the victim of one of the most inventive - and possibly the funniest, though not to him - raids in German criminal history. At 10.15am on April 28, a group of activists dressed as superheroes burst into his gourmet supermarket. Wearing carnival masks and calling themselves names such as Spider Mum, Multiflex, Sante Guevara and Operaistorix, they made off with a trolley loaded with luxury goods.
(...)
In a note posted on the internet the gang said it had distributed the food among Germany's new underclass - interns who worked for months in glamorous publishing houses without being paid, low-wage nursery assistants, mums forced to take part-time jobs as cleaning ladies and "one-euro jobbers", performing menial tasks under a German government welfare scheme. The gang said it didn't merely object to capitalism. Instead it was making a stand against Prekarisierung or "precariousness" - the uncertainty facing 20- and lower 30somethings as they try to navigate their way through Europe's gloomy neo-liberal jobs market.
(...)
But unlike these older leftists, Hamburg Umsonst is a newer movement, loosely affiliated to a growing network of young anti-capitalist protesters from across Europe. The movement started off in Milan in 2001. It has now spread to more than a dozen European cities, including Paris, Palermo, Stockholm, Helsinki and London, and its main event is May Day.
(...)
In Hamburg, meanwhile, the group's special wrath is reserved for German companies that exploit interns. Typically, German interns work for long periods - often to be let go after months of underpaid slogging. They are then forced to take another internship somewhere else, a process that can drag on into a graduate's early 30s. "We gave some of the food to four Praktikanten [interns] who work in a Hamburg publishing house," Santa Guevara says.

"What we are seeing now is an interesting switch," says Prof Paul Nolte, a cultural historian at Berlin's Free University. "Traditional protests in the 1980s were concerned with post-materialist issues such as the environment, ecology and nuclear energy. Now young people are interested in social issues."

He adds: "We are talking about young, relatively well-educated people whose parents easily attained secure jobs and middle-class status. The situation now is far more insecure. For the first time in many generations, young people in Europe have bleaker prospects than their parents did. They are not as optimistic or utopian as people were in the 60s, or as pessimistic and depressed as they were in the 80s. Instead they find themselves having to walk a tightrope."

The Euromayday protesters, meanwhile, are a media-savvy bunch. Within hours of looting the delicatessen, the Robin Hood gang posted photographs of themselves on the internet. (One showed them sitting in a children's sandpit waving their goodies in the air. Another showed Spider Mum doing a victory leap in front of a Kindergarten). The gang also sent the pictures to Hamburg's main tabloid, the Hamburger Morgenpost. The Mopo, as it's known, put a photo on the front page under the headline: "Class struggle ahead of May Day".


Ein weiterer Beitrag zu diesem Thema

 

twoday.net AGB

xml version of this page

xml version of this page (summary)

powered by Antville powered by Helma

development