0 Kollektives BLOG Mitmachen
a.f.r.i.k.a.-texte
Aktionsvorschlaege
Angewandter Realismus
Anstrengungen zum Begriff
Billboard Liberation
Biographisches
BlogchronikReview
Camouflage
ConsumeYourMasters
Culture Jamming
Cut up Collage Techniken der KG
Faelschungen und Camouflagen
Fake
Gegenoeffentlichkeit
Graffiti
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
icon

 
Eine gefälschte Einladung zu einem Champagner-Empfang im Luxuswohnprojekt Choriner Höfe hat eine Welle der Empörung in Prenzlauer Berg ausgelöst: gutgläubige Anwohner/innen sind über die sozialdarwinistischen Inhalte des Textes schockiert, und die Immobilienfirma distanziert sich scharf von der Fälschung und überlegt rechtliche Schritte einzuleiten.

In Tageszeitungen (Tagesspiegel: „Scherzmittel„) und auf Webseiten (Prenzlauer Berg Nachrichten: „Gefälschte Flyer machen Stimmung gegen die Choriner Höfe„) wird die Aktion erstaunlich gelassen aufgegriffen. Von der Form der Kommunikations-Guerilla wird sich nicht wirklich distanziert, statt dessen zitieren beide Artikel genüsslich aus dem gefälschten Schreiben und bestätigen den Fälschern:

Logo und Tonfall sind gut getroffen.

Das stimmt. Bedeutsamer scheint mir jedoch, dass auch die Inhalte des Schreibens eine Glaubwürdigkeit auf den ersten Blick ausstrahlen. Die Prenzlauer Berg Nachrichten zitieren einen Anwohner:

„Der Flyer ist ziemlich gut gemacht, und auch die übliche PR-Sprache sehr gut getroffen“, meint er. „Das klang plausibel.“ Andere Anwohner, mit denen er gesprochen habe, hätten das ähnlich gesehen. „Irgendwann rief dann aber die Agentur der Investoren bei mir an und klärte mich über die Fälschung auf – im Nachhinein frage ich mich natürlich, warum ich das nicht gleich bemerkt habe.“

Eine Fälschung ist eben nur so gut, wie es ihr gelingt die Vorstellungen und Erwartungen der Adressaten zu bedienen. Das dies im vorliegenden Fall mit einer überzogenen Form der sozialen Arroganz gelungen ist, zeigt wohin die Reise in Prenzlauer Berg geht.



Ein Psychogramm der Verdrängungsangst

Gentrificationkritische Kommunikation-Guerilla als Thema der hyperlokalen Berichterstattung

Im Tagesspiegel ist in Reaktion auf das Schreiben von über 100 Anrufen bei der Immobilienfirma die Rede. Auch ich habe mittlerweile etwa zwanzig Mails von Anwohner/innen aus der Gegend rund um den Teutoburger Platz erhalten, die mich auf eine in ihren Häusern verteilte Einladung zu einem „Frühjahrsempfang mit Champagner und kleinen Überraschungen“ von der Immobilienfirma Diamona & Harnisch aufmerksam machten.

Die in den Mails hervorgehobenen Passagen des Schreibens lassen sich als Psychogramm der vorhandenen Ängste interpretieren.

1. Befürchtung vor Aufwertungseffekten in der Nachbarschaft:

Diamona & Harnisch und die Eigentümerversammlung/Choriner Höfe möchten daran gerne mit Ihnen zusammen aktiv arbeiten und dasAnsehen des Quartiers weiter verbessern. Einige nicht sanierte Häuser in unserer gemeinsamen Nachbarschaft, passen jetzt nicht mehr in das neue, gehobene Erscheinungsbild unserer Straße. Deshalb habenwir uns im Sinne der guten Nachbarschaft bereit erklärt, die unansehnlichen Gebäude zu erwerben undstilgerecht zu sanieren.

2. Befürchtung vor Verdrängung

Diamona & Harnisch sorgen auch für die Menschen aus der Nachbarschaft, die den durch die Aufwertung des Quartiers zwangsläufig entstehenden höheren Mietzins nicht mehr tragen können. Durch die langjährigenInvestitionen von Diamona & Harnisch in Nachbarbezirken wie Lichtenberg und Hohenschönhausen können wir adäquate Wohnalternativen anbieten.

3. Befürchtung vor der Privatisierung öffentlicher Räume

DieFamilien der Käufer haben zum 01. Feb 2011 eine Kinderspielplatz-Initiative gegründet und freuen sich über eine rege Teilnahme aus der neuen Nachbarschaft. Die Zukunftsvision ist ein sicherer und abgeschirmter Spielplatz auf dem Areal des Teutoburger Platzes, exklusiv für die Mitglieder der Initiative. Ziel ist es, die Kontakte unserer Kleinsten untereinander zu stärken und Sicherheit vor unkontrollierten Einflüssen zugewährleisten.

4. Befürchtung von sozialer Spaltung

Wir stehen zu unserer sozialen Verantwortung. Uns ist es wichtig, dass auch weiterhin sozial schwächer gestellte Menschen, in unserer Nachbarschaft leben können. Daher investieren Ihre neuen Nachbarn in den Choriner Höfen nicht nur in Berlin, sondern auch in Ihr direktes Wohnumfeld. In naher Zukunft entstehen neue qualifizierte Arbeitsplätze für Servicekräfte in den Bereichen Securitiy, Facility Management,Gastronomie, Grünanlagenpflege und Housekeeping.



Woher kommt die Angst vor den Luxuswohnungen?
Proteste gegen Luxuswohnprojekte in Prenzlauer Berg (via leute-am-teute.de)

Proteste gegen Luxuswohnprojekte in Prenzlauer Berg (Bild: www.leute-am-teute.de)

Hochpreisige und exklusive Eigentumswohnungsanlagen wie der Marthashof, die Prenzlauer Gärten oder auch die Choriner Höfe stehen beispielhaft für die aktuelle Stufe der Aufwertung in den sanierten Altbauvierteln von Prenzlauer Berg und Mitte. In internationalen Studien werden Situationen einer Aufwertung bereits gentrifizierter Viertel als Super-Gentrification bezeichnet. In vielen Quartieren von Prenzlauer Berg und Mitte übersteigen die Zahlen der neugebauten Wohnungen inzwischen die Zahl der Modernisierungsarbeiten. Das Modernisierungspotential ist weitgehend ausgeschöpft und immobilienwirtschaftliche Investitionen richteten sich in den vergangenen Jahren zunehmend auf das Neubausegment. Fast alle neue entstehenden Wohnungen sind Eigentumswohnungen – vielen im Luxuswohnbereich.

Wie andere Phasen der Gentrification auch, lösen solche Neubaumaßnahmen Verunsicherung unter den Bestandsbewohner/innen aus, die einerseits steigende Kosten durch die erweiterte Aufwertung ihrer Quartiere befürchten und andererseits um die nachbarschaftliche Balance ihrer Lebensstile bangen.

Eben diese Ängste werden in den unter falscher Flagge verteilten Einladungen angesprochen – das Problem ist dabei weniger der Akt der Fälschung als vielmehr seine offensichtliche Realitätsnähe.
https://networkedblogs.com/gzNRE

Jetzt aber. Auf der Webseite der Hedonistischen Internationalen können wir folgende Erklärung lesen:

Berlin/Hamburg, 5. März 2011 - 500.000 Fans aufs Facebook – und keiner in der Lage eine Demonstration rechtmäßig anzumelden. Aufgrund dieser haltlosen Situation sah sich sich die „Monarchohedonistische Front“ der Hedonistischen Internationale gezwungen, dies als "Initiative Pro Guttenberg" selbst zu tun. Eine weitere angemeldete Pro-Guttenberg-Demonstration verzichtete daraufhin auf die Durchführung und schloss sich mit ihren erwarten 1000 Teilnehmern der Demonstration der „Initiative Pro Guttenberg“ an.





Der Anmelder Alexander Müller zeigte sich über diesen Schritt zufrieden: „Wir freuen uns sehr über die dadurch gewonnenen zusätzlichen 14 Demonstranten christdemokratischen Hintergrunds.“

Als Zeichen der Freundschaft zu Guttenberg hatte die Initiative Demonstrationsschilder mit Forderungen wie "Jetzt oder nie – Monarchie!", "Wir sind dein Volk" , „Back for Gutt“ oder „Guttenberg von Gott gesandt, für unser Deutsches Land“ vorbereitet. Die Christdemonstranten und Guttenberg-Anhänger nahmen diese Schilder dankbar entgegen und gliederten sich in die monarchohedonistischen Reihen ein. Unter ihnen die Junge Union Wuhletal, die mit einem Transparent "Wir sind die Gutten!" angereist war.

In einer Rede wurde uneingeschränkte Solidarität mit Guttenberg gefordert und klargestellt, dass ein Delikt eines Kavaliers, nur ein Kavalisiersdelikt sein können. Besonderes Lob galt der Kanzlerin, die über dem vorläufigen politischen Tod Guttenbergs hinaus selbigem die Treue halte.

Anmelder Müller weiter: „Ich bin beeindruckt, dass das ganze Volk - von Kommunisten bis Monarchisten - hinter Guttenberg steht. Der 5. März wird als Auftakt und Sternstunde der Kommenden Deutschen Monarchie in die Geschichte eingehen.“

Auch in Hamburg konnten sich Monarchohedonisten in der von der Jungen Union angemeldeten Demonstration Ausdruck verschaffen. Sie wurden von gewaltbereiten Guttenberg-Gegnern, die sich als Junge Union-Anhänger ausgaben, tätlich angegriffen.





Weitere Aktionen der Hedonistischen Internationalen
Welttreffen der HI

On 5 March, 2-6pm we will be hosting a half day workshop exploring historical and contemporary examples of creative approaches to political action, as well as the relevance of such strategies to the current movement against cuts. In this interactive workshop we will discuss how and why creative tactics are useful for direct action, the importance of imagination and desire in political protest, and strategies for political organisation and the development of sustainable campaigns.

“Creativity and Resistance” is a free and open to all workshop, organised and facilitated by the Creative Resistance Research Network (including members of the Laboratory of Insurrectionary Imagination and of the Dissident Island Radio collective). Snacks will be included.

When: Saturday 5th March, 2-6pm.
Where: Room G16, Birkbeck College, Torrington Square, WC1.
See interactive map: https://www.bbk.ac.uk/maps/interactive



Please register (there are 40 places on the workshop): i.fremeaux@bbk.ac.uk

Das Programm der Subversionstagung ist einsehbar:
https://subversionstagung.blogspot.com/.
Der Eintritt ist frei, für Auswärtige können wir auch einen Raum zum Übernachten zur Verfügung stellen. Wir bitten um Anmeldung, damit wir (wg. Kaffee und so) die Anzahl der Teilnehmer_innen ein bisschen einschätzen zu können.
*****************

Subversive Aktion als emanzipatorische Praxis?

Linke Gruppen und Bewegungen nutzen für ihre politischen Interventionen vermehrt "subversive Aktionsformen" oder Methoden der Kommunikationsguerilla. Nicht zuletzt entstanden diese aus Unzufriedenheit mit traditionellen, auf Massenmobilisierung zielenden Aktivitäten und der Unflexibilität großer Organisationen. Seit den 1990er Jahren weisen Kritiker_innen jedoch darauf hin, dass das zersetzende Unterwandern von Kommunikationsstrukturen, Diskursen und Identitäten nur ohnehin vorhandene Tendenzen des "flexiblen" Kapitalismus auf die Spitze treibe. Sollte angesichts einer solchen Analyse wieder auf politische Identitätsbildung gesetzt werden, um
handlungsfähig zu bleiben?
Dieses Spannungsfeld wollen wir aus einer historisch-gesellschaftstheoretischen Perspektive vermessen und dabei konkreten Aktionen, ihren Funktions- und Wirkungsweisen, aber auch den an sie geknüpften Vorstellungen der Akteure nachgehen. Wir hoffen damit, Potenziale und Grenzen subversiver ktionsformen für eine emanzipatorische Praxis ausloten zu können.
Wann? 19. und 20. März 2011
Wo? Kulturzentrum Faust, Hannover

Die neue Ausgabe der vorgänge. Zeitschrift für Bürgerrechte und Gesellschaftspolitik hat den Schwerpunkt "Wandel der Öffentlichkeit"
(Inhaltsverzeichnis als PDF. Beiträge u.a. über abgeordnetenwatch.de, whistleblower. Autor_innen sind u.a. Jeffrey Wimmer oder Tom Schimmeck (mehr hier)

 

twoday.net AGB

xml version of this page

xml version of this page (summary)

powered by Antville powered by Helma

development