Im Wiener Standard erschien unlängst (4.3.2008) ein Bericht über die studentischen Proteste an der FU Berlin. Kommunikationsguerilla wird da als "elitärer" Protest interpretiert. Interessant, wenn der Protest und seine Formen auf der Höhe der Zeit sind, dann kann das offenbar nur eine Reaktion auf den inhaltlichen Gegenstand des Protestes sein:
"Die FU Berlin hält seit einem Semester den Status "Elite-Universität" inne - Auch der Protest der Studierenden ist elitär: Es wird geklatscht, geprotzt und verspottet
Berlin - Dieter Lenzen hat es diese Tage nicht leicht. Dem Geschäftsführer der Freien Universität (FU) Berlin, die seit Wintersemester 2007 den Status "Elite-Uni" trägt, bläst eine neue Art von Protestwind entgegen: Jubelparaden, Leader-Lieder und Habitus-Coaching folgen Lenzen auf Schritt und Tritt in der Öffentlichkeit. Die Berliner Studenten reagieren elitär auf das Exzellenzprädikat ihrer Uni.
Sie grölen und schwenken Transparente in die Luft. Das hört sich an wie eine staubtrockene Studentenlatschdemo, doch hier wird nicht gegen Dieter Lenzen gepfiffen, die Studenten pfeifen für ihn. "Freies Denken brauch ich nicht: Dieter sprich, Dieter sprich" verlangen die Protestierenden, die in Smokings zur Demo herbeieilen und Elite "einfach gut" finden. Es ist eine neue Art von Aktivismus, die die Berliner Studentenszene aus dem Dornröschenschlaf wachküsst. Jahrelang hieß es, die Studenten könnten keine Protestbewegung mehr mobilisieren. Doch die mauen Zeiten sind vorbei. In den vergangenen Monaten hat sich eine Protestavantgarde in Berlin entwickelt, die elitär Widerstand gegen schlechte Studienbedingungen und die steigende Ökonomisierung der Hochschulen leistet. Sie hat auch bereits andere deutsche Unis ergriffen. Spontanes Gähnen ist verboten, wenn diese Studenten auf die Barrikaden steigen.
Den Bildungsoffiziellen bei seiner Rede mit Trillerpfeifen und Buh-Rufen zu hindern, gehört beinahe zum akademischen Habitus. Doch die Berliner Studenten jubeln und verfallen in tosenden Applaus, als Dieter Lenzen bei einer Immatrikulationsfeier auftritt und Begriffe wie "Exzellenzcluster" und "Spitzenforschung" intoniert. Die studentischen Protestierenden haben sich die Parolen des Feindes einverleibt, um sie gegen ihn auszuspielen. Dazu gehört auch der Dieter-Lenzen-Fanclub, der den Uni-Präsidenten bei seinem Vorhaben, die FU Berlin zur "unternehmerischsten Universität Deutschlands" zu machen, mit ironischen Mitteln unterstützt.
Die rund 600 Klubmitglieder versichern, dass Dieter Lenzen ihr Held sei und warten mit Slogans wie "Reichtum soll sich wieder lohnen - für die Uni wie für die Elite!" auf. Dieser Klub wirkt wie eine Huldigungsoffensive für die neoliberale Linie des Uni-Präsidenten. Betritt Lenzen eine Bühne, braust Jubel auf. Laut, viel zu laut klatschen die Studenten ihrem Präsidenten zu. Die Zuseher sind vorerst irritiert ob der Jubelszenarien. Langsam legt sich jedoch die Verwirrung und die Kritik an der Privatisierungswelle mithilfe der Ironie wird sichtbar.
Doch es geht nicht einfach um humorvollen Protest mit ironischen Mitteln. Diese Kunst-Subversions-Strategie nennt sich Kommunikationsguerilla innerhalb des Regelsystems. Logos und Botschaften des "Feindes" werden bewusst übernommen und Information mit Desinformation verknüpft. Die Studenten verwenden dieselben Slogans, gegen die sie ankämpfen, und verdichten somit die Debatte. Probleme wollen die Studierenden dabei nicht bekommen. Sie haben sich anwaltliche Beratung geholt und protestieren "absolut demokratisch, verfassungstragend und legal". Die Bewegung soll für sich stehen - einzelne Repräsentanten gibt es keine, und auch Mitgliedernamen wollen sie nicht preisgeben.
Abgesagte Auftritte und Zivilpolizei
Der Dieter-Lenzen-Fanclub ärgert seinen Helden. Dieser blockt ab: Mit seinen Studenten spricht er schon lange nicht mehr. Erfährt er, dass ihm ein elitärer Protestwind bei einer Veranstaltung entgegenschlagen könnte, wird er krank und bläst seinen Auftritt kurzfristig ab. Doch sein Fanklub lässt nicht locker. Erfährt der von einer öffentlichen Rede seines Helden, versammelt sich eine Traube an Jubelnden vor Ort.
Lenzen ist der Spott zu bunt geworden. Er lässt sich von einem Sicherheitsservice begleiten, auf der Uni beobachten Polizisten in Zivil die Protestwelle. Doch die Studenten lassen sich nicht stören. Sie stellen ihren Elitestatus zur Schau und erproben sich im "Exzellenzcluster Vergleichendes Dosenstechen". Zu Semesterbeginn wird es ein "Exzellenzsaufen" geben, zur Einstimmung auf das geplante Protestsemester. Auch der Fanclub will offensiv weitermachen. Einladungen, dem beizutreten, wurden bereits an hochrangige Politiker versandt. "Das soll ja alles seriös wirken", heißt es mit Augenzwinkern.
"Die FU Berlin hält seit einem Semester den Status "Elite-Universität" inne - Auch der Protest der Studierenden ist elitär: Es wird geklatscht, geprotzt und verspottet
Berlin - Dieter Lenzen hat es diese Tage nicht leicht. Dem Geschäftsführer der Freien Universität (FU) Berlin, die seit Wintersemester 2007 den Status "Elite-Uni" trägt, bläst eine neue Art von Protestwind entgegen: Jubelparaden, Leader-Lieder und Habitus-Coaching folgen Lenzen auf Schritt und Tritt in der Öffentlichkeit. Die Berliner Studenten reagieren elitär auf das Exzellenzprädikat ihrer Uni.
Sie grölen und schwenken Transparente in die Luft. Das hört sich an wie eine staubtrockene Studentenlatschdemo, doch hier wird nicht gegen Dieter Lenzen gepfiffen, die Studenten pfeifen für ihn. "Freies Denken brauch ich nicht: Dieter sprich, Dieter sprich" verlangen die Protestierenden, die in Smokings zur Demo herbeieilen und Elite "einfach gut" finden. Es ist eine neue Art von Aktivismus, die die Berliner Studentenszene aus dem Dornröschenschlaf wachküsst. Jahrelang hieß es, die Studenten könnten keine Protestbewegung mehr mobilisieren. Doch die mauen Zeiten sind vorbei. In den vergangenen Monaten hat sich eine Protestavantgarde in Berlin entwickelt, die elitär Widerstand gegen schlechte Studienbedingungen und die steigende Ökonomisierung der Hochschulen leistet. Sie hat auch bereits andere deutsche Unis ergriffen. Spontanes Gähnen ist verboten, wenn diese Studenten auf die Barrikaden steigen.
Den Bildungsoffiziellen bei seiner Rede mit Trillerpfeifen und Buh-Rufen zu hindern, gehört beinahe zum akademischen Habitus. Doch die Berliner Studenten jubeln und verfallen in tosenden Applaus, als Dieter Lenzen bei einer Immatrikulationsfeier auftritt und Begriffe wie "Exzellenzcluster" und "Spitzenforschung" intoniert. Die studentischen Protestierenden haben sich die Parolen des Feindes einverleibt, um sie gegen ihn auszuspielen. Dazu gehört auch der Dieter-Lenzen-Fanclub, der den Uni-Präsidenten bei seinem Vorhaben, die FU Berlin zur "unternehmerischsten Universität Deutschlands" zu machen, mit ironischen Mitteln unterstützt.
Die rund 600 Klubmitglieder versichern, dass Dieter Lenzen ihr Held sei und warten mit Slogans wie "Reichtum soll sich wieder lohnen - für die Uni wie für die Elite!" auf. Dieser Klub wirkt wie eine Huldigungsoffensive für die neoliberale Linie des Uni-Präsidenten. Betritt Lenzen eine Bühne, braust Jubel auf. Laut, viel zu laut klatschen die Studenten ihrem Präsidenten zu. Die Zuseher sind vorerst irritiert ob der Jubelszenarien. Langsam legt sich jedoch die Verwirrung und die Kritik an der Privatisierungswelle mithilfe der Ironie wird sichtbar.
Doch es geht nicht einfach um humorvollen Protest mit ironischen Mitteln. Diese Kunst-Subversions-Strategie nennt sich Kommunikationsguerilla innerhalb des Regelsystems. Logos und Botschaften des "Feindes" werden bewusst übernommen und Information mit Desinformation verknüpft. Die Studenten verwenden dieselben Slogans, gegen die sie ankämpfen, und verdichten somit die Debatte. Probleme wollen die Studierenden dabei nicht bekommen. Sie haben sich anwaltliche Beratung geholt und protestieren "absolut demokratisch, verfassungstragend und legal". Die Bewegung soll für sich stehen - einzelne Repräsentanten gibt es keine, und auch Mitgliedernamen wollen sie nicht preisgeben.
Abgesagte Auftritte und Zivilpolizei
Der Dieter-Lenzen-Fanclub ärgert seinen Helden. Dieser blockt ab: Mit seinen Studenten spricht er schon lange nicht mehr. Erfährt er, dass ihm ein elitärer Protestwind bei einer Veranstaltung entgegenschlagen könnte, wird er krank und bläst seinen Auftritt kurzfristig ab. Doch sein Fanklub lässt nicht locker. Erfährt der von einer öffentlichen Rede seines Helden, versammelt sich eine Traube an Jubelnden vor Ort.
Lenzen ist der Spott zu bunt geworden. Er lässt sich von einem Sicherheitsservice begleiten, auf der Uni beobachten Polizisten in Zivil die Protestwelle. Doch die Studenten lassen sich nicht stören. Sie stellen ihren Elitestatus zur Schau und erproben sich im "Exzellenzcluster Vergleichendes Dosenstechen". Zu Semesterbeginn wird es ein "Exzellenzsaufen" geben, zur Einstimmung auf das geplante Protestsemester. Auch der Fanclub will offensiv weitermachen. Einladungen, dem beizutreten, wurden bereits an hochrangige Politiker versandt. "Das soll ja alles seriös wirken", heißt es mit Augenzwinkern.
contributor - am Montag, 10. März 2008, 13:22 - Rubrik: Subversive Affirmation
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Mehr als 40 verschiedene Veranstaltungen bietet die 5. Akademie für linke Medienmacher/innen Anfang März in Berlin. Sie findet erstmals im Tagungszentrum am Franz-Mehring-Platz 1 statt – verkehrsgünstig am Berliner Ostbahnhof gelegen. „Wir haben hier mit dem großen Münzenberg-Saal sowie sieben modernen Seminarräumen optimale Arbeitsbedingungen“, freut sich der Akademie-Initiator Christoph Nitz. In den vergangenen Jahren entwickelte sich die Akademie aus Kursen für Zeitungsprojekte der Linkspartei und ihrem Umfeld. Die vierte Auflage im Frühjahr 2007 bot knapp 20 Veranstaltungen und konnte 100 Teilnehmer/innen begrüßen.
www.linke-medienakademie.de
www.linke-medienakademie.de
Bernd Hüttner - am Sonntag, 2. März 2008, 22:01 - Rubrik: Gegenoeffentlichkeit
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Die taz (20.2.2008) berichtet über ein Urteil im Zusammenhang mit den G8-Protesten und dem unsäglichen Vermummungsverbot:
"Perücke, Plastiknase und Zorrobrille sind kein Grund zur Festnahme: Ein Gericht spricht einen Anti-G8-Clown vom Vorwurf der Vermummung frei.
Peter Hosse ahnte nicht, dass ihm seine Clownsperücke mal so gefährlich werden würde. Zusammen mit fünf Kollegen stieg der IG Metaller am Morgen des 4. Juni 2007 am Bahnhof Rostock aus dem Zug, sie wollten mit bunten Aktionen gegen den G-8-Gipfel protestieren. Beamte der Polizei-Sondereinheit Kavala hielten sie an, durchsuchten sie und andere Ankömmlinge. Hosse wurde festgenommen, weil die Polizisten drei verdächtige Gegenstände in seinem Rucksack fanden: die Clownsperücke, eine rote Plastiknase und eine Zorrobrille.
Er werde sie auf Demonstrationen zur Vermummung nutzen, lautete die offizielle Begründung, mit der ihn die Polizei damals über sieben Stunden festhielt. Das Amtsgericht Rostock hat den 26-jährigen Thüringer jetzt von diesem Vorwurf freigesprochen. "Das Gericht war der Auffassung, dass die Gegenstände nicht für eine Vermummung im Sinne des Versammlungsgesetzes taugen", sagte eine Sprecherin des Gerichts am Dienstag.
(...)
"Dies war - soweit uns bekannt - das erste Urteil in Verfahren gegen Clowns bei Demonstrationen", sagte Rahmann. "Für die Polizei wird es in Zukunft schwieriger, mit der pauschalen Begründung des Vermummungsverbotes gegen Clownsaktionen einzuschreiten."
der ganze Artikel ...
"Perücke, Plastiknase und Zorrobrille sind kein Grund zur Festnahme: Ein Gericht spricht einen Anti-G8-Clown vom Vorwurf der Vermummung frei.
Peter Hosse ahnte nicht, dass ihm seine Clownsperücke mal so gefährlich werden würde. Zusammen mit fünf Kollegen stieg der IG Metaller am Morgen des 4. Juni 2007 am Bahnhof Rostock aus dem Zug, sie wollten mit bunten Aktionen gegen den G-8-Gipfel protestieren. Beamte der Polizei-Sondereinheit Kavala hielten sie an, durchsuchten sie und andere Ankömmlinge. Hosse wurde festgenommen, weil die Polizisten drei verdächtige Gegenstände in seinem Rucksack fanden: die Clownsperücke, eine rote Plastiknase und eine Zorrobrille.
Er werde sie auf Demonstrationen zur Vermummung nutzen, lautete die offizielle Begründung, mit der ihn die Polizei damals über sieben Stunden festhielt. Das Amtsgericht Rostock hat den 26-jährigen Thüringer jetzt von diesem Vorwurf freigesprochen. "Das Gericht war der Auffassung, dass die Gegenstände nicht für eine Vermummung im Sinne des Versammlungsgesetzes taugen", sagte eine Sprecherin des Gerichts am Dienstag.
(...)
"Dies war - soweit uns bekannt - das erste Urteil in Verfahren gegen Clowns bei Demonstrationen", sagte Rahmann. "Für die Polizei wird es in Zukunft schwieriger, mit der pauschalen Begründung des Vermummungsverbotes gegen Clownsaktionen einzuschreiten."
der ganze Artikel ...
contributor - am Mittwoch, 20. Februar 2008, 14:19 - Rubrik: Happening
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Manchmal wird nach über zehn Jahren noch ein Rezensionsexemplar angefordert und es ist doch interessant, in welcher Weise in der Rezeption sich die Gewichte verschieben. Hier hat nun das Kulturmanagement-Business (Institut für Kulturkonzepte, Hamburg/Wien) nochmals hingelangt. Aber dafür, dass das was die machen, im Buch nicht wirklich gut wegkommt, ist es doch souverän geschrieben. Bloss ihre Webseite, die sollten sie anders organisieren. Dieses Sammelsurium an Texten und die Tatsache, dass man über 10 Minuten braucht, bis man merkt, dass der gesuchte Text unter einigen anderen steht ..., das ist nicht wirklich hilfreich. Anyway:
Handbuch der Kommunikationsguerilla
Oder: Das Erste-Hilfe-Buch für Gesellschaftskritik
Eine Anleitung zu linkem politischen Einbruch in den modernen Kommunikationsdschungel könnte man auch folgendermaßen beschreiben: Marshall McLuhan trifft Marx trifft Dadaismus. Zuviel linke Dogmatik würde das Schaffen eines Kommunikationsguerillas allerdings nur unflexibel machen, und es sollte ihm deshalb nicht zuviel Platz eingeräumt werden. Eine gesunde Kritik an den bestehenden Verhältnissen bietet sich als ausreichende Grundlage für die angebotene Verwirrungsstiftung dar.
Die Autoren halten dazu an, gezielte Störungen des systemischen Kommunikationsflusses in den Mittelpunkt politischer Arbeit zu rücken, anstatt diese Methode als besseren PR-Gag von Autonomen abzutun. Der assoziative Aufbau des Buches ist durchzogen mit Beispielen und Anekdoten von Guerillamethoden wie Sniping, Crossdressing und Subvertising. Solche anglizistischen Begriffsgeburten im Kontext des Kommunikations- und Technologiezeitalters verdeutlichen die postmoderne Arbeitsweise des Integrieren, Reversieren, Reproduzieren. Bekannte Markenlogos verfremden und verbreiten, schon wird man vom Advertiser zum Subvertiser.
Das ideelle Ziel der Autoren ist die damit erreichte Öffnung eines Raumes für Utopien, vor allem im öffentlichen Raum. Bei aller militärischen Begrifflichkeit distanzieren sich die Verfasser gleich zu Beginn von (physischer) Militanz einerseits und ideologischer Theorieverhaftung auf der anderen Seite. Lieber versucht man neue Formen der Kritik innerhalb der Möglichkeiten abzutasten. Interessant dabei die Meinung über Museen und Kunsthäuser, die als neutrale Orte der „Narrenfreiheit“ gesehen werden in denen Kritik nicht mehr als Kritik gilt, sondern alles unter Kunst abgetan und damit entschärft wird. Eine unterhaltsame und inspirierende Lektüre, dessen Konzept der Kommunikationsguerilla laut (authentischer?) Kritik am Buchdeckel „ein neuer Fluchtpunkt romantischer Revolutionsvorstellungen“ ist.
(verfasst am 14.02.2008 von Susanne Hofmarcher / Institut für Kulturkonzepte)
Luther Blissett, Sonja Brünzels: Handbuch der Kommunikationsguerilla
4. Auflage, Assoziation A, Berlin
ISBN 3-935936-04-4
Vielleicht nur eines. Von wegen Distanzierung von physischer Militanz. Die Kritik der autonomen Militanz wurde von der autonomen a.f.r.i.k.a.-gruppe Anfang der 90er Jahre formuliert (Vgl. Medienrandale I u. II). Allerdings ging es dabei nie um ein Prinzip. Sondern um die Ablehnung einer Militanz um der Militanz willen, ohne anderen Inhalt, als der Randale um der Randale willen). Aber es wäre ein Irrtum zu glauben, dass man sich immer "friedlich" verhalten kann, dazu fehlt unsereinem einfach die Möglichkeiten. Vgl. Heiligendamm usw. Aber lassen wir das jetzt mal so auf sich beruhen ... wichtig ist festzuhalten, dass eine Bewegung, sich nicht in eine militärische Konfrontation hineindrängen lassen darf. Die wird sie immer verlieren und das haben einige von den durchlauferhitzten Schwarzen-Block-Romantikern nicht wirklich begriffen.
Handbuch der Kommunikationsguerilla
Oder: Das Erste-Hilfe-Buch für Gesellschaftskritik
Eine Anleitung zu linkem politischen Einbruch in den modernen Kommunikationsdschungel könnte man auch folgendermaßen beschreiben: Marshall McLuhan trifft Marx trifft Dadaismus. Zuviel linke Dogmatik würde das Schaffen eines Kommunikationsguerillas allerdings nur unflexibel machen, und es sollte ihm deshalb nicht zuviel Platz eingeräumt werden. Eine gesunde Kritik an den bestehenden Verhältnissen bietet sich als ausreichende Grundlage für die angebotene Verwirrungsstiftung dar.
Die Autoren halten dazu an, gezielte Störungen des systemischen Kommunikationsflusses in den Mittelpunkt politischer Arbeit zu rücken, anstatt diese Methode als besseren PR-Gag von Autonomen abzutun. Der assoziative Aufbau des Buches ist durchzogen mit Beispielen und Anekdoten von Guerillamethoden wie Sniping, Crossdressing und Subvertising. Solche anglizistischen Begriffsgeburten im Kontext des Kommunikations- und Technologiezeitalters verdeutlichen die postmoderne Arbeitsweise des Integrieren, Reversieren, Reproduzieren. Bekannte Markenlogos verfremden und verbreiten, schon wird man vom Advertiser zum Subvertiser.
Das ideelle Ziel der Autoren ist die damit erreichte Öffnung eines Raumes für Utopien, vor allem im öffentlichen Raum. Bei aller militärischen Begrifflichkeit distanzieren sich die Verfasser gleich zu Beginn von (physischer) Militanz einerseits und ideologischer Theorieverhaftung auf der anderen Seite. Lieber versucht man neue Formen der Kritik innerhalb der Möglichkeiten abzutasten. Interessant dabei die Meinung über Museen und Kunsthäuser, die als neutrale Orte der „Narrenfreiheit“ gesehen werden in denen Kritik nicht mehr als Kritik gilt, sondern alles unter Kunst abgetan und damit entschärft wird. Eine unterhaltsame und inspirierende Lektüre, dessen Konzept der Kommunikationsguerilla laut (authentischer?) Kritik am Buchdeckel „ein neuer Fluchtpunkt romantischer Revolutionsvorstellungen“ ist.
(verfasst am 14.02.2008 von Susanne Hofmarcher / Institut für Kulturkonzepte)
Luther Blissett, Sonja Brünzels: Handbuch der Kommunikationsguerilla
4. Auflage, Assoziation A, Berlin
ISBN 3-935936-04-4
Vielleicht nur eines. Von wegen Distanzierung von physischer Militanz. Die Kritik der autonomen Militanz wurde von der autonomen a.f.r.i.k.a.-gruppe Anfang der 90er Jahre formuliert (Vgl. Medienrandale I u. II). Allerdings ging es dabei nie um ein Prinzip. Sondern um die Ablehnung einer Militanz um der Militanz willen, ohne anderen Inhalt, als der Randale um der Randale willen). Aber es wäre ein Irrtum zu glauben, dass man sich immer "friedlich" verhalten kann, dazu fehlt unsereinem einfach die Möglichkeiten. Vgl. Heiligendamm usw. Aber lassen wir das jetzt mal so auf sich beruhen ... wichtig ist festzuhalten, dass eine Bewegung, sich nicht in eine militärische Konfrontation hineindrängen lassen darf. Die wird sie immer verlieren und das haben einige von den durchlauferhitzten Schwarzen-Block-Romantikern nicht wirklich begriffen.
kg2u - am Samstag, 16. Februar 2008, 20:45 - Rubrik: Handbuch der Kommunikationsguerill
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Veranstaltungen zum Aktionstag wird es in Wien, Linz und Graz geben.
Nähere Informationen zu Veranstaltungen, Hintergründiges und Pressemitteilungen finden sich in den Blogs Sankt Precarius und Santa Precaria
contributor - am Dienstag, 12. Februar 2008, 16:43 - Rubrik: Aktionsvorschlaege
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