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In einem ausführlichen Artikel widmet sich der Economist dem Phänomen des Prankings. Langsam tastet sich der Artikel anhand der Frage, was einen Prank großartig mache vor, bis der Autor dann mit RTmark und den YesMen die Gefilden der Kommunikationsguerilla erreicht hat. Nun können sich Ökonomen à l Economist nichts anderes ausser Wettbewerbe vorstellen. Nun denn, wenn's der Nachahmung dient:

Perhaps it was ever thus: many having a go, few producing anything genuinely funny and admirable. After all, nobody likes to think they have no jocular streak. Even Adolf Hitler claimed to have been a prankster in his youth. If so, he lost it spectacularly.

With that warning in mind, we invite readers to nominate their contender for the finest prank in history, explaining in 750 words why it deserves the title, to reach us by January 20th. The three best entries will be announced in February and published on Economist.com. Entries, please, to pranks@economist.com.


Vielleicht erfinden einige auch einfach ein paar Pranks und spielen damit dem Economist einen Streich ... nicht vergessen, nur 750 Wörter und bis zum 20. Januar.

In Frankfurt/Oder gab es im Sommersemester 2005 an der dortigen Uni (Matthias Rothe / wissenschaftlicher Mitarbeiter Linguistische Kommunikations- und Medienforschung an der Europa - Universität Viadrina) über "Kritik und Protest" ein Seminar ("BA-Vertiefungsthema"), in dem offenbar auch die Kommunikationsguerilla Thema war:

"Thema des Seminars sind Formen vorrangig linker Kritik der Gesellschaft wie sie sich vor allem seit dem 19. Jahrhundert entwickelt haben. Sie verbinden sich zum Beispiel mit den Namen Marx, Marcuse, Adorno, Sartre, Bachtin, Foucault und Negri. Die kritischen Theorien dieser Denker haben nicht zuletzt das Selbstverständnis der politischen Aktivisten geprägt. Daher versucht das Seminar in einem zweiten Schritt nachzuvollziehen, auf welche Weise sie in deren Programmatik einfließen und schließlich praktische Relevanz gewinnen. Wir werden uns in diesem Zusammenhang mit den Situationisten, der Kommune 1 und den globalisierungskritischen Bewegungungen beschäftigen."

Das Essaythema für die schriftliche Hausarbeit soll niemandem vorenthalten bleiben:

11. Essay (Handbuch der Kommunikationsguerilla, 0 bis 37; 174 bis Schluss)
Worin besteht das Konzept der Kommunikationsguerilla? Wie wird es legitimiert (seine Notwendigkeit begründet?)
Handelt es sich um eine neue politische Aktionsform? Ist sie eine den sozialen, ökonomischen und politischen Verhältnissen unserer Gegenwart angemessene Aktionsform? Diskutieren Sie!

+++ Gesellschaft/ Frankreich: Geschichte der Pariser
Straßenkunst

In der französischen Libération (30.12. 2005) erzählen Stéphanie Lemoine und Julien Terral in einem Interview über den Zusammenhang von Graffiti und Straßenkunst:
"Es schien uns absurd, Straßenkunst weiterhin von Graffiti zu unterscheiden", meinen die beiden Autoren des Buches 'In Situ, ein Panorama der Stadt-Kunst von 1975 bis heute'. "Wir haben versucht, zu zeigen, dass es nicht auf der einen Seite die respektlosen und schmutzigen Tags gibt und auf der anderen die kreativen und ästhetischen Wandbilder." Im Übrigen "war die Pariser Szene nicht sehr beliebt, im Gegensatz zu den ersten New Yorker Graffitis. Vielleicht gibt es heute mehr Sprayer aus den Vorstädten als am Anfang, doch die ersten Graffiti-Sprayer waren mit einigen Ausnahmen, die Söhne des Großbürgertums oder der Intelligenz."

«In Situ, un panorama de l'art urbain de 1975 à nos jours»,
de Stéphanie Lemoine et Julien Terral, éditions Alternatives, 160 pp, 30 €.

"Philosoph Klaus Theweleit fordert eine neue Stadtguerilla"
Du bist Dutschke</a>
so wirbt das tazjournal 2006/01 auf der Titelseit von "Dutschke und Du. Verändern, kämpfen, leben: Was wir von Rudi Dutschke lernen können""Das taz-Journal über Leben und Wirken des APO-Führers Rudi Dutschke und die Notwendigkeit und Möglichkeiten von Aktivismus, Protest und gesellschaftlicher Bewegung heute" enthält ein paar aufschlussreiche Artikel. Hier in unserem Zusammenhang ist vor allem das Interview mit Klaus Theweleit von Bedeutung, der in seinem orangepress-Verlag nicht nur "Culture Jamming" von Kalle Lasn herausgebracht hat, sondern auch in diesem taz-journal ein bemerkenswertes ausführliches Interview über die Widersprüche von 1968 gibt. Hinsichtlich der Frage "wie Guerilla heute aussehen könnte" :

taz: "Was tun?
Theweleit: Dazu braucht man unter anderem eine Sorte von Stadtguerialla, aber nicht mit Waffen, sondern mit Erfinderkraft und Witz. Dem Internet entnehme ich, dass ich heute eine Medienguerilla konstituiert. Mal sehen, was die tun.

taz: Muss man die Guerillamentalität wieder einüben?
Theweleit: Ja, wenn Sie damit das Denken der direkten Aktion meinen. Das fand ich richtig, als ich damals in den SDS ging und finde das auch heute noch richtig als politische Form. Dieses Sich-Bechwatzen lassen von Talk-Runden und dass alles über die Abstimmung der Repräsentativen läfut, das ist einer der Tode des Demokratischen."


Mal davon abgesehen, lieber Klaus Theweleit, dass Sie die "Internationale der Kommunikationsguerilla" auch direkt in Ihrem Freiburger Buchladen Jos Fritz mitbekommen hätten können, wo das "Handbuch der Kommunikationsguerilla" in den Jahren nach 1997 nicht schlecht gelaufen ist, abgesehen davon, dass der Begriff "Medienguerilla" die Sache nicht auf den Begriff bringt (was 1968 noch wichtiger war), sind wir natürlich völlig einverstanden. Grüsse aus dem Internet. Solidarische natürlich und Respekt für einen 68er, der sich offenbar nicht dumm hat machen lassen ...

Das war wohl der letzte Eintrag des Jahres 2005

Am 14. Januar 2006 führen wir zum vierten Mal die Tanzparade "Dance out WEF" durch. Wir wollen so unseren Unmut darüber kundtun, dass am World Economic Forum in Davos einmal mehr hinter Verschlossenen Türen über die Zukunft von uns allen entschieden wird. Wir akzeptieren nicht, dass einige wenige ohne Rücksicht auf soziale und ökologische Aspekte und jenseits von nachhaltigen, zukunftsorientierten Grundsätzen nur immer weiter ihre eigenen Taschen füllen. Mit einer beängstigenden Gleichgültigkeit wird der Spalt zwischen Arm und Reich ständig vergrössert - vielleicht nicht einmal gewollt, aber doch bewusst in Kauf genommen.

Jedes Jahr hören wir wieder die gleichen schönen Worte am Open Forum: Zusammen mit pressewirksam in die Kamera lächelnden VIPs aus Musik- und Showbusiness erzählen uns die Hohen, wie wichtig es ist, Afrika zu helfen. Fakt ist jedoch, dass keine Hilfe kommt, solange nicht klar ist, wer wie viel an diesen Hilfsaktionen verdient.

Wir fordern eine sozial verträgliche, ökologisch nachhaltige Wirtschaft:
Eine Wirtschaft für Menschen und nicht Menschen für die Wirtschaft. Eine Wirtschaft, welche die Menschen ernährt, ihnen Arbeit gibt und nicht aus Profitgier Arbeitsplätze wegrationalisiert und die verarmten Menschen ohne Zukunftsperspektiven am liebsten gerade mit verschwinden lassen würde. Wir wollen eine Politik, die es nicht nötig hat, den wenigen Reichen endgültig alle ethischen Schranken im Wirtschaftssystem weg zu liberalisieren und ihnen die letzten Steuern zu erlassen, um dann zwecks Stabilisierung des Staatshaushalts bei Schulen, Spitälern, Fürsorge und anderen für die Allgemeinheit geschaffenen Institutionen den Sparhebel anzusetzen.

Denn wenn diese Entwicklung so weiter geht, wenn sich einmal der grösste Teil der Bevölkerung als Verlierer dieser politisch unkontrollierbar gewordenen Entwicklung sieht, wird ich die Angst und - dadurch ausgelöst - der Egoismus und die Gleichgültigkeit in der Gesellschaft so weit zuspitzen, dass nicht nur ein paar Autos angezündet werden, sondern sich der Flächenbrand ausweitet und nur noch durch totalitäre, gewaltsame Massnahmen („Big Brother“, Polizei-/ Militäreinsatz) oder einem riesigen Aufgebot an Psychiatern im Griff gehalten werden kann, und unser Wirtschaftssystem wird endgültig an der ruinierten Gesellschaft erliegen.

Betroffene zu Wort kommen lassen!
Wir wollen ein WEF, das es nicht nötig hat, sich hinter diesem millionenteuren Schutz zu verbergen und nur jene sprechen zu lassen, welche mehrere 10'000 Fr. zahlen können - aus Angst, es könnte genau diese Kritik angebracht werden. Wir wollen ein WEF, bei dem die direkt Betroffenen zu Wort kommen: Versklavte Kinder, Naturvölker, deren Lebensraum durch wirtschaftliche Interessen zerstört und geplündert wird, Bauern, deren Existenzgrundlage zugunsten der Weltmarktliberalisierung vernichtet wird, Opfer von Umweltkatastrophen und Kriegen und vor Allem von Experten, welche nicht von Eigeninteressen der Wirtschaftsmächte abhängig sind.

Wir alle können etwas ändern!
Wir können Begehren und Konsumdenken nicht einfach abschaffen. Sehr wohl aber können wir die Menschen sensibilisieren und ein neues Bewusstsein schaffen, das Fair-Trade und lokale Produktion fördert und Güter der internationalen Grosskonzerne soweit als möglich boykottiert. Wir versuchen dies mit Musik und Tanz, mit einem kollektiven Erlebnis, das mit wenigen Mitteln vielen Leuten Freude bereiten soll, ohne anderen zu schaden. Eine Strassenparty, bei der nicht sinnlos konsumiert wird, sondern bei der politische Inhalte und soziale, nachhaltige Grundsätze vermittelt werden.

Bis jetzt sind unsere Anlässe immer friedlich und ohne Vandalismus verlaufen. Da wir unser Parade auch diesmal wieder mit dem gleichen Demoschutzkonzept planen und da die Gespräche mit der Polizei sehr konstruktiv verlaufen sind, sind wir überzeugt, auch diesmal wieder eine friedliche und vielseitige Parade durchführen zu können.

Kontakte: Web: www.danceoutwef.org E-Mail: danceoutwef@paradisli.ch Tel: 077 409 91 21


Weiteres:
7./8. Januar 2006 ab 14 Uhr Transpi-Workshop
14. Jan. ab 13Uhr Dance out WEF, Bern, CH
14. Jan. abends Tour de Lorraine, Bern, CH (Kultur für eine gerechte Welt)
21. Jan. kreative Aktionen in der ganzen Schweiz
21. Jan. abends RTS gegen das WEF in Luzern, CH
28. Jan. Demonstration gegen das WEF in Basel, CH
25.-29. Jan. World Economic Forum (Davos) und The Public Eye on Davos

Die taz porträtiert den Subkultur-Veteranen Graf Haufen und vermittelt dabei ein recht lebendiges Bild des Neoismus, an dem dieser u.a. als Organisator eines Apartment-Festivals beteiligt war:
Es gibt jedoch ein ganz anderes Buch von Haufen: "Neoism.Now", ein 1987 auf dem Commodore C64 zusammengeschriebenes Werk über die Avantgarde-Kunstbewegung Neoismus. "Haben wollte das damals niemand, 100 Stück habe ich von dem Buch drucken lassen, 60 davon verkauft." [...] Diese Kunst-Antikunst-Bewegung ging aus dem Fluxus der Sechzigerjahre und dem Situationismus hervor und versuchte, sich durch mannigfaltige Verwirrstrategien permanent dem Kulturbetrieb zu entziehen. Bis heute gibt es keine endgültige Definition, was Neoismus genau ist, jeder kann sich Neoist nennen und eine eigene Bedeutung erfinden. Typische Aktionen waren Kunststreiks, bizarre Bodyart-Performances sowie das strategische Verbreiten von Gerüchten und Unwahrheiten.

Haufen betrieb damals eine Galerie, "Artcore", die, wie er meint, erste Wohnraumgalerie in Berlin überhaupt. Er beschäftigte sich mit Mail-Art und Konzeptkunst und versuchte, Teile seines Körpers zu verkaufen, Speichel oder Sperma zum Beispiel. [...] Für Haufen allerdings hatte es sich, nachdem er von 1987 bis 1989 seine zweite Galerie "Paranorm" in der Lützowstraße betrieben hatte, gehabt mit der Kunst: "Seit 1990 bin ich im Art Strike", sagt er, findet aber auch, dass fünfzehn Jahre Streik vielleicht langsam reichen.

[...] Die Fotos zeigen den jungen Haufen bei einer rituellen Bartrasuraktion, man sieht sein Klo, komplett bestempelt, und eine Kotzlache im Wohnzimmer als Installation in einer Ausstellung, in der es um "Riechkunst" ging. Dann Haufen beim Action-Painting - Senf, Rotkohl, Ketchup, Nelkenöl auf Leinwand: "Das Bild hing nachher zwei Wochen lang in einem Plattenladen, hat angefangen zu schimmeln und entsetzlich zu stinken. Die in dem Laden mussten unheimlich leiden."

 

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