Auf Indymedia (20.8. 2005) können wir lesen, dass die Kölner Polizei sich in die Prozession für den Heiligen Prekarius offensichtlcih nahtlos eingereiht hat:
"Danach traf sich ebenfalls rund 100 Leute (aber grösstenteils andere) um 18 Uhr zur ironischen "Sankt-Prekarius-Prozession" unter dem Motto: "Erlöse uns von der Lohnarbeit!" (https://www.cjb.cc/members/prekarius/). Die unangemeldete Demo zog vom Rudolfplatz durch die Luxemburger Str., wo sie längere Zeit eingekesselt wurde. Trotz heftiger Regengüsse war die Stimmung aber gut und es wurde gesungen "Nein danke, für die 1-Euro-Scheisse") und zu Trommeln und Gitarrenmusik getanzt. Dann konnte die Demo als Wanderkessel weitergehen und es fand vor einem Supermarkt eine längere Kundgebung zu prekären Arbeitsverhältnissen statt, wobei weiterhin die Strasse blockiert wurde. Die bunt verkleidete Demo zog dann zurück über die Wagnerstr. zum Ring und auf der Kreuzung am Rudolfplatz löste sich die Versammlung dann langsam auf. Personalienkontrollen oder Ingewahrsamnahmen sind bisher nicht bekannt geworden. "
Wie auch, wenn unser Schutzheiliger mit uns ist ....
"Danach traf sich ebenfalls rund 100 Leute (aber grösstenteils andere) um 18 Uhr zur ironischen "Sankt-Prekarius-Prozession" unter dem Motto: "Erlöse uns von der Lohnarbeit!" (https://www.cjb.cc/members/prekarius/). Die unangemeldete Demo zog vom Rudolfplatz durch die Luxemburger Str., wo sie längere Zeit eingekesselt wurde. Trotz heftiger Regengüsse war die Stimmung aber gut und es wurde gesungen "Nein danke, für die 1-Euro-Scheisse") und zu Trommeln und Gitarrenmusik getanzt. Dann konnte die Demo als Wanderkessel weitergehen und es fand vor einem Supermarkt eine längere Kundgebung zu prekären Arbeitsverhältnissen statt, wobei weiterhin die Strasse blockiert wurde. Die bunt verkleidete Demo zog dann zurück über die Wagnerstr. zum Ring und auf der Kreuzung am Rudolfplatz löste sich die Versammlung dann langsam auf. Personalienkontrollen oder Ingewahrsamnahmen sind bisher nicht bekannt geworden. "
Wie auch, wenn unser Schutzheiliger mit uns ist ....
contributor - am Samstag, 20. August 2005, 10:16 - Rubrik: Subversive Affirmation
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Sankt Prekarius bewahre uns vor ’m 1-euro-job
prozession -köln -19.8.05
18 uhr -rudolfplatz
www.sanktprekarius.tk
INTERNATIONALER PILGERMARSCH
FÜR DEN SCHUTZHEILIGEN DER PREKARISIERTEN IN KÖLN
Heiliger Prekarius, Saint Precarious, San Precario,
aus der ganzen Welt pilgern wir nach Köln und rufen Dich an:
Heiliger Prekarius - erhöre uns!
Wir sind die Prekarisierten in dieser globalisierten Welt.
Wir sind die Überflüssigen und Verzweifelten, die Gestressten und Rechtlosen.
Heiliger Prekarius – erhöre uns!
Unsere Verträge laufen bald aus – doch welchen Job bekommen wir danach?
Unser Leben ist ein ständiger Konsumzwang – doch wie sollen wir das bezahlen?
Unsere Wohnungen werden immer teurer – doch wo sollen wir zukünftig leben?
Unsere Bildung wird ständig rationalisiert – doch wie können wir noch ungestört lernen?
Unsere Gesundheitskosten explodieren – doch wer pflegt uns im Krankheitsfall?
Unsere Innenstädte sind fest in privater Hand – doch wohin sollen wir sonst gehen?
Unsere städtischen Dienste werden verkauft – doch wer schützt uns vor steigenden Preisen?
Unser Schlaf wird immer kürzer und Urlaub knapper – doch wann können wir uns ausruhen?
Unsere Rechte am Arbeitsplatz schwinden – doch wer schützt uns in der betrieblichen Not?
Unsere Leben wir immer einsamer – doch wie finden wir noch Solidarität und Freundschaft?
Heiliger Prekarius – erlöse uns!
Wir bitten Dich, hilf all denen, deren Verträge nicht verlängert werden und schenke den gestressten Seelen mehr Freizeit, eine längere Mittagspause und eine würdevolle Arbeit!
Lass die vereinsamten Menschen nicht in der Isolation und Hilflosigkeit versinken!
Lass ihre Kreativität nicht verkümmern,
ihre Gefühle und Ideen nicht funktionalisieren!
Beende die mörderische Konkurrenz untereinander!
Gib den prekären Seelen den nötigen Widerstandswillen gegen die Ungerechtigkeiten und schütze sie vor den Härten ihres Alltags.
Heiliger Prekarius – erlöse uns!
Gib uns die Kraft, eine bessere Welt ohne Krieg und Ausbeutung zu erschaffen!
Heiliger Prekarius,
Wir pilgern nach Köln und beten für gleiche Arbeits- und Grundrechte für alle Menschen - ob mit oder ohne Aufenthaltgenehmigung.
Wir beten für eine selbstbestimmtes und angenehmeres Leben, das nicht von Armut oder andauernder
Angst vor sozialem Abstieg geprägt ist!
Wir beten für ein Ende des neoliberalen Traums!
Wir beten für ein Wunder, dass uns unser Leben wieder zurück gibt!
Heiliger Prekarius,
wir sind im Streben um globale Gerechtigkeit eins mit Dir! Deine Worte sind auch unsere Worte.
Deine Taten sind auch unsere Taten! Und so sei es jetzt wie am Anfang unserer Tage und in Ewigkeit:
Omnia sunt communia – alles gehört allen!
prozession -köln -19.8.05
18 uhr -rudolfplatz
www.sanktprekarius.tk
INTERNATIONALER PILGERMARSCH
FÜR DEN SCHUTZHEILIGEN DER PREKARISIERTEN IN KÖLN
Heiliger Prekarius, Saint Precarious, San Precario,
aus der ganzen Welt pilgern wir nach Köln und rufen Dich an:
Heiliger Prekarius - erhöre uns!
Wir sind die Prekarisierten in dieser globalisierten Welt.
Wir sind die Überflüssigen und Verzweifelten, die Gestressten und Rechtlosen.
Heiliger Prekarius – erhöre uns!
Unsere Verträge laufen bald aus – doch welchen Job bekommen wir danach?
Unser Leben ist ein ständiger Konsumzwang – doch wie sollen wir das bezahlen?
Unsere Wohnungen werden immer teurer – doch wo sollen wir zukünftig leben?
Unsere Bildung wird ständig rationalisiert – doch wie können wir noch ungestört lernen?
Unsere Gesundheitskosten explodieren – doch wer pflegt uns im Krankheitsfall?
Unsere Innenstädte sind fest in privater Hand – doch wohin sollen wir sonst gehen?
Unsere städtischen Dienste werden verkauft – doch wer schützt uns vor steigenden Preisen?
Unser Schlaf wird immer kürzer und Urlaub knapper – doch wann können wir uns ausruhen?
Unsere Rechte am Arbeitsplatz schwinden – doch wer schützt uns in der betrieblichen Not?
Unsere Leben wir immer einsamer – doch wie finden wir noch Solidarität und Freundschaft?
Heiliger Prekarius – erlöse uns!
Wir bitten Dich, hilf all denen, deren Verträge nicht verlängert werden und schenke den gestressten Seelen mehr Freizeit, eine längere Mittagspause und eine würdevolle Arbeit!
Lass die vereinsamten Menschen nicht in der Isolation und Hilflosigkeit versinken!
Lass ihre Kreativität nicht verkümmern,
ihre Gefühle und Ideen nicht funktionalisieren!
Beende die mörderische Konkurrenz untereinander!
Gib den prekären Seelen den nötigen Widerstandswillen gegen die Ungerechtigkeiten und schütze sie vor den Härten ihres Alltags.
Heiliger Prekarius – erlöse uns!
Gib uns die Kraft, eine bessere Welt ohne Krieg und Ausbeutung zu erschaffen!
Heiliger Prekarius,
Wir pilgern nach Köln und beten für gleiche Arbeits- und Grundrechte für alle Menschen - ob mit oder ohne Aufenthaltgenehmigung.
Wir beten für eine selbstbestimmtes und angenehmeres Leben, das nicht von Armut oder andauernder
Angst vor sozialem Abstieg geprägt ist!
Wir beten für ein Ende des neoliberalen Traums!
Wir beten für ein Wunder, dass uns unser Leben wieder zurück gibt!
Heiliger Prekarius,
wir sind im Streben um globale Gerechtigkeit eins mit Dir! Deine Worte sind auch unsere Worte.
Deine Taten sind auch unsere Taten! Und so sei es jetzt wie am Anfang unserer Tage und in Ewigkeit:
Omnia sunt communia – alles gehört allen!
contributor - am Donnerstag, 18. August 2005, 09:25 - Rubrik: Subversive Affirmation
Laut NRW-Taz (17.8. 2005) startet
die Prozession des Heiligen Prekarius am Freitag, 18 Uhr, am Kölner Rudolfplatz. Die "bewegte Andacht" wird laut Veranstaltern "verschiedene Orte aktueller Ungerechtigkeiten aufsuchen" und so das "urchristliche Motiv des sozialen Aufruhrs aufgreifen". Gerüchten zufolge soll der von seinen Anhängern als heilig verehrte Prekarius an diesem Abend auch offiziell von der katholischen Kirche heilig gesprochen werden. [aber muss man denn alles immer wieder wiederholen? - na wenn' s der sache dient ... ;-)]
taz-Interview in der NRW-Ausgabe vom 17.8.2005
(Jürgen Starke ist engagierter Anhänger des Heiligen Prekarius aus Köln)
"Die Kirche spricht von Solidarität, handelt aber anders"
Mit einer "Prozession des Heiligen Prekarius" protestieren linke Gruppen während des Weltjugendtags gegen zunehmend unsichere Lebens- und Arbeitsverhältnisse. Auch die katholische Kirche profitiere von der Prekarisierung, sagt Jürgen Starke. Etwa wenn die Caritas Ein-Euro-Jobs anbietet
taz: Herr Starke, am Freitag soll eine Prozession des Heiligen Prekarius durch Köln ziehen. Nun hat der vorige Papst Johannes Paul II. ziemlich viele Heiligsprechungen vorgenommen, von einem Prekarius war allerdings nie die Rede. Wann und wo hat dieser Heilige gewirkt?
Jürgen Starke: Zum ersten Mal in Erscheinung getreten ist er im 15. Jahrhundert. Mit bürgerlichem Namen heißt er Pedro Lentini, ist 1496 als Kind bäuerlicher Eltern in einem Dorf nahe Rom geboren. 1525 traf er in Mühlhausen mit Thomas Müntzer zusammen, einem Prediger, der sich gegen die soziale Unterdrückung und Ausbeutung der Bauern und der ärmeren Stadtbevölkerung wehrte. So begann auch Lentini, sich um die sozialen Belange der Menschen zu kümmern. Laut Berichten ermutigten seine Taten dann immer mehr Bauern, gegen die Armut und Unsicherheit in ihrem Leben zu rebellieren.
Wer hat denn diese Legende erfunden?
Die Idee kommt aus dem Umfeld der italienischen Disobediente-Bewegung. Dort gab es verschiedene Auftritte des Heiligen Prekarius. Zum Beispiel anlässlich einer Wallfahrt am 6. November 2004, zu der sich mehrere tausend "Pilger" in Rom einfanden - und dorthin sogar umsonst mit der Bahn fahren konnten! Das gilt als das erste Wunder des Heiligen Prekarius.
Wer hat diese Idee nach Deutschland gebracht?
Wir, die Anhänger des Heiligen Prekarius in Köln.
Stimmt es, dass Prekarius-Anhänger aus 12 Ländern nach Köln gekommen sind?
Wir sind schon international vernetzt. Und nicht nur Prekarius-Anhänger kommen, auch Leute aus den verschiedenen Umsonst-Bewegungen oder anderen Gruppen rund um die soziale Frage werden an der Prozession teilnehmen. Wie viele kommen werden, können wir natürlich nur schätzen: Es können 300 oder 3.000 Teilnehmer werden.
Dem heiligen Prekarius geht es ja, wie der Name sagt, um die Prekarisierung. Was heißt das? Im Duden steht das Wort nicht.
Das ist allerdings eine große Nachlässigkeit der Duden-Redaktion. Prekarisierung greift ja um sich. Um es theoretisch zu sagen: Die Geschichte des Proletariats ist eine Geschichte des Prekariats. Wir nehmen wahr, dass die Leute in immer unsichereren Verhältnissen leben müssen, dass immer mehr Druck auf jedem Einzelnen lastet, wie er sein Leben erfolgreich gestalten kann. Von der Hausfrau bis zum Banker: Alle stehen tagtäglich unter dem Druck, keine gesicherten Arbeitsverhältnisse mehr zu haben und täglich um ihr Auskommen kämpfen zu müssen. Das heißt für uns Prekarisierung. Wir halten das für einen Trend, der gesellschaftlich sehr gefährlich ist.
Was haben die katholische Kirche und der Weltjugendtag damit zu tun?
Die katholische Kirche spricht ja davon, dass es eigentlich eine Solidarität unter den Menschen gibt. Gleichzeitig handelt sie aber anders. Von daher ist der Weltjugendtag für uns ein guter Anlass, auf soziale Belange aufmerksam zu machen. Natürlich ist das auch ein gutes Forum, weil jetzt viele Leute nach Köln gucken.
Inwiefern handelt die Kirche unsolidarisch?
Sie macht das an vielen Punkten, sei es als Wirtschaftsunternehmen oder als gesellschaftspolitische Kraft. Als Wirtschaftsunternehmen unterhält sie zum Beispiel Ein-Euro Jobs bei der Caritas. Dort werden Menschen ausgebeutet. Kein Mensch kann verstehen, wie das mir christlicher Sozialethik vereinbar sein soll. Auch die Haltung der katholischen Kirche zu Fragen der Sexualität ist wenig solidarisch, bedeutet sie doch für viele Menschen, um das Beispiele der Empfängnisverhütung zu bemühen, faktisch ein Todesurteil. Die Solidarität unter den Menschen scheint für die katholische Kirche nur für einen sehr eingeschränkten Kreis von Menschen zu gelten. Insofern ist das schon die richtige Adresse für uns.
Aus welcher Ecke kommt diese Kritik: Sind die Anhänger des Heiligen Prekarius "Reformchristen"? An was glauben Sie?
Reformchristen sind wir sicher nicht. Aber wir sind Leute, die tatsächlich an die urchristlichen Motive der Gleichheit unter den Menschen und der Gerechtigkeit auf Erden glauben.
Halten Sie einen Dialog der Prekarius-Anhänger mit den "richtigen" Pilgern des Weltjugendtags für wünschenswert - oder überhaupt möglich?
Ich denke, dass bestimmt 20 Prozent der Leute, die zum Weltjugendtag kommen, auch zum evangelischen Kirchentag fahren könnten. Natürlich kann ich mir da einen Dialog vorstellen. Es gibt Ansätze wie die Reformkirche in Südamerika, die zeigen, dass man auch mit Christen über aktuelle Probleme sprechen kann. Mit der Amtskirche ist das allerdings nicht vorstellbar: Da gibt es keine Berührungspunkte.
INTERVIEW: SUSANNE GANNOTT
die Prozession des Heiligen Prekarius am Freitag, 18 Uhr, am Kölner Rudolfplatz. Die "bewegte Andacht" wird laut Veranstaltern "verschiedene Orte aktueller Ungerechtigkeiten aufsuchen" und so das "urchristliche Motiv des sozialen Aufruhrs aufgreifen". Gerüchten zufolge soll der von seinen Anhängern als heilig verehrte Prekarius an diesem Abend auch offiziell von der katholischen Kirche heilig gesprochen werden. [aber muss man denn alles immer wieder wiederholen? - na wenn' s der sache dient ... ;-)]
taz-Interview in der NRW-Ausgabe vom 17.8.2005
(Jürgen Starke ist engagierter Anhänger des Heiligen Prekarius aus Köln)
"Die Kirche spricht von Solidarität, handelt aber anders"
Mit einer "Prozession des Heiligen Prekarius" protestieren linke Gruppen während des Weltjugendtags gegen zunehmend unsichere Lebens- und Arbeitsverhältnisse. Auch die katholische Kirche profitiere von der Prekarisierung, sagt Jürgen Starke. Etwa wenn die Caritas Ein-Euro-Jobs anbietet
taz: Herr Starke, am Freitag soll eine Prozession des Heiligen Prekarius durch Köln ziehen. Nun hat der vorige Papst Johannes Paul II. ziemlich viele Heiligsprechungen vorgenommen, von einem Prekarius war allerdings nie die Rede. Wann und wo hat dieser Heilige gewirkt?
Jürgen Starke: Zum ersten Mal in Erscheinung getreten ist er im 15. Jahrhundert. Mit bürgerlichem Namen heißt er Pedro Lentini, ist 1496 als Kind bäuerlicher Eltern in einem Dorf nahe Rom geboren. 1525 traf er in Mühlhausen mit Thomas Müntzer zusammen, einem Prediger, der sich gegen die soziale Unterdrückung und Ausbeutung der Bauern und der ärmeren Stadtbevölkerung wehrte. So begann auch Lentini, sich um die sozialen Belange der Menschen zu kümmern. Laut Berichten ermutigten seine Taten dann immer mehr Bauern, gegen die Armut und Unsicherheit in ihrem Leben zu rebellieren.
Wer hat denn diese Legende erfunden?
Die Idee kommt aus dem Umfeld der italienischen Disobediente-Bewegung. Dort gab es verschiedene Auftritte des Heiligen Prekarius. Zum Beispiel anlässlich einer Wallfahrt am 6. November 2004, zu der sich mehrere tausend "Pilger" in Rom einfanden - und dorthin sogar umsonst mit der Bahn fahren konnten! Das gilt als das erste Wunder des Heiligen Prekarius.
Wer hat diese Idee nach Deutschland gebracht?
Wir, die Anhänger des Heiligen Prekarius in Köln.
Stimmt es, dass Prekarius-Anhänger aus 12 Ländern nach Köln gekommen sind?
Wir sind schon international vernetzt. Und nicht nur Prekarius-Anhänger kommen, auch Leute aus den verschiedenen Umsonst-Bewegungen oder anderen Gruppen rund um die soziale Frage werden an der Prozession teilnehmen. Wie viele kommen werden, können wir natürlich nur schätzen: Es können 300 oder 3.000 Teilnehmer werden.
Dem heiligen Prekarius geht es ja, wie der Name sagt, um die Prekarisierung. Was heißt das? Im Duden steht das Wort nicht.
Das ist allerdings eine große Nachlässigkeit der Duden-Redaktion. Prekarisierung greift ja um sich. Um es theoretisch zu sagen: Die Geschichte des Proletariats ist eine Geschichte des Prekariats. Wir nehmen wahr, dass die Leute in immer unsichereren Verhältnissen leben müssen, dass immer mehr Druck auf jedem Einzelnen lastet, wie er sein Leben erfolgreich gestalten kann. Von der Hausfrau bis zum Banker: Alle stehen tagtäglich unter dem Druck, keine gesicherten Arbeitsverhältnisse mehr zu haben und täglich um ihr Auskommen kämpfen zu müssen. Das heißt für uns Prekarisierung. Wir halten das für einen Trend, der gesellschaftlich sehr gefährlich ist.
Was haben die katholische Kirche und der Weltjugendtag damit zu tun?
Die katholische Kirche spricht ja davon, dass es eigentlich eine Solidarität unter den Menschen gibt. Gleichzeitig handelt sie aber anders. Von daher ist der Weltjugendtag für uns ein guter Anlass, auf soziale Belange aufmerksam zu machen. Natürlich ist das auch ein gutes Forum, weil jetzt viele Leute nach Köln gucken.
Inwiefern handelt die Kirche unsolidarisch?
Sie macht das an vielen Punkten, sei es als Wirtschaftsunternehmen oder als gesellschaftspolitische Kraft. Als Wirtschaftsunternehmen unterhält sie zum Beispiel Ein-Euro Jobs bei der Caritas. Dort werden Menschen ausgebeutet. Kein Mensch kann verstehen, wie das mir christlicher Sozialethik vereinbar sein soll. Auch die Haltung der katholischen Kirche zu Fragen der Sexualität ist wenig solidarisch, bedeutet sie doch für viele Menschen, um das Beispiele der Empfängnisverhütung zu bemühen, faktisch ein Todesurteil. Die Solidarität unter den Menschen scheint für die katholische Kirche nur für einen sehr eingeschränkten Kreis von Menschen zu gelten. Insofern ist das schon die richtige Adresse für uns.
Aus welcher Ecke kommt diese Kritik: Sind die Anhänger des Heiligen Prekarius "Reformchristen"? An was glauben Sie?
Reformchristen sind wir sicher nicht. Aber wir sind Leute, die tatsächlich an die urchristlichen Motive der Gleichheit unter den Menschen und der Gerechtigkeit auf Erden glauben.
Halten Sie einen Dialog der Prekarius-Anhänger mit den "richtigen" Pilgern des Weltjugendtags für wünschenswert - oder überhaupt möglich?
Ich denke, dass bestimmt 20 Prozent der Leute, die zum Weltjugendtag kommen, auch zum evangelischen Kirchentag fahren könnten. Natürlich kann ich mir da einen Dialog vorstellen. Es gibt Ansätze wie die Reformkirche in Südamerika, die zeigen, dass man auch mit Christen über aktuelle Probleme sprechen kann. Mit der Amtskirche ist das allerdings nicht vorstellbar: Da gibt es keine Berührungspunkte.
INTERVIEW: SUSANNE GANNOTT
contributor - am Donnerstag, 18. August 2005, 09:10 - Rubrik: Subversive Affirmation
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kg2u - am Donnerstag, 18. August 2005, 08:35 - Rubrik: Aktionsvorschlaege
könnte die Quintessenz einer Aktion lauten, die derzeit bei gulli.com gepusht wird. Hhmmm, ganz nett ... aber: ist das inhaltlich richtig? Ist der Orwellsche Überwachungsstaat nicht doch eine Fiktion geblieben, weil Überwachung und Manipulation heute ganz anders als zentral durch ein Ministerium gesteuert funktioniert....? O.K., Leute haben offenbar ihren Spaß und wir wollen nicht weiter "kritteln" ...
"Protest subversiv: Orwells 1984 in die korrekten Regale
Einsortierungen unter "Science Fiction" in Buchhandlungen korrigieren!
Subversive Aktion in den Buchläden: Das Ministry of Reshelving zeigt, wie es geht. Immer noch gibt es Buchhandlungen, die George Orwells "1984" unter den Kategorien "Literatur" oder gar "Science Fiction" einsortieren, obwohl der Titel eigentlich unter "Politik", "Sachbuch" oder "Dokumentation" kategorisiert werden muss.
Dafür hat das Ministerium Umsortierungs-Notecards zur Verfügung gestellt (wer sich berufen fühlt: deutsche Übersetzung erwünscht), mit denen zusammen das Buch in den örtlichen Buchhandlungen in die korrekten Themengebiete umgestellt werden soll.
Um zu vermeiden, dass Buchhandlungen mehrfach von Angehörigen des Ministeriums besucht werden, ist die Meldung über Buchhandlungen mit korrigierter Einsortierung von "1984" an das Ministerium erwünscht. Für die fotografische Dokumentation korrekt eingestellter Bücher existiert eine Kategorie bei flickr, Tag: reshelving.
Dass Orwells Dokumentation zur Überwachung immer noch als Science-Fiction klassifiziert wird, ist in der Tat nicht mehr nachvollziehbar. Mindestens 1984 Exemplare will das Ministerium nun im Rahmen der Reshelving-Aktion korrekt einsortieren, mehr sollten indessen leicht zu schaffen sein.
"Protest subversiv: Orwells 1984 in die korrekten Regale
Einsortierungen unter "Science Fiction" in Buchhandlungen korrigieren!
Subversive Aktion in den Buchläden: Das Ministry of Reshelving zeigt, wie es geht. Immer noch gibt es Buchhandlungen, die George Orwells "1984" unter den Kategorien "Literatur" oder gar "Science Fiction" einsortieren, obwohl der Titel eigentlich unter "Politik", "Sachbuch" oder "Dokumentation" kategorisiert werden muss.
Dafür hat das Ministerium Umsortierungs-Notecards zur Verfügung gestellt (wer sich berufen fühlt: deutsche Übersetzung erwünscht), mit denen zusammen das Buch in den örtlichen Buchhandlungen in die korrekten Themengebiete umgestellt werden soll.
Um zu vermeiden, dass Buchhandlungen mehrfach von Angehörigen des Ministeriums besucht werden, ist die Meldung über Buchhandlungen mit korrigierter Einsortierung von "1984" an das Ministerium erwünscht. Für die fotografische Dokumentation korrekt eingestellter Bücher existiert eine Kategorie bei flickr, Tag: reshelving.
Dass Orwells Dokumentation zur Überwachung immer noch als Science-Fiction klassifiziert wird, ist in der Tat nicht mehr nachvollziehbar. Mindestens 1984 Exemplare will das Ministerium nun im Rahmen der Reshelving-Aktion korrekt einsortieren, mehr sollten indessen leicht zu schaffen sein.
kg2u - am Donnerstag, 18. August 2005, 08:29 - Rubrik: Aktionsvorschlaege
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heise-news, 15.8. 2005
TIAMAT-VERLAG LÄSST LINK IN EINEM ONLINE-SEMINAR UNTERSAGEN
Die Berliner Edition Tiamat geht mit scharfen rechtlichen Mitteln gegen die Macher eines Berliner Internet-Seminars zum Thema Medientheorie vor. So ist dem "Kollektiv der neuen Methodiker", welches das E-Learning-Angebot in Zusammenarbeit mit der Freien Universität, der Humboldt-Universität und der Universität der Künste Berlin durchführt, nach einer Abmahnung nun eine einstweilige Verfügung des Landgerichts Nürnberg (PDF-Datei) auf den Tisch geflattert. Darin wird ihnen untersagt, auf der beanstandeten Seminarseite "einen Link zu dem Buch des Autors Guy Debord mit dem Titel 'Die Gesellschaft des Spektakels' zu unterhalten und/oder zu setzen". Bei Zuwiderhandlungen droht eine Geldbuße in Höhe von 250.000 Euro oder eine Haftstrafe von bis zu sechs Monaten. Der Streitwert ist mit 50.000 Euro angegeben.
Kollektivmitglied Till Nikolaus von Heiseler wundert sich auf der Mailingliste Rohrpost über das harsche Vorgehen: "Wir haben uns bemüht, einige Texte den Studenten zugänglich zu machen", erläutert er die Motivation für das Anbringen des umstrittenen Links auf der Seite zu dem interdisziplinären Colloquium im Rahmen der Vorführung eines Films über Debords Klassiker. Sie seien vom Verlagschef Klaus Bittermann in einer E-Mail zwar zunächst darauf aufmerksam gemacht worden, dass er die Rechte an dem Text habe und eine Zugänglichmachung in der erfolgten Form nicht wünsche. Bei dem Kollektiv war man aber der Ansicht, dass man das Lesestück selbst gar nicht hochgeladen hatte und daher auch nichts aus dem Netz entfernen könne. Im Rahmen eines akademischen Seminars ist es den Beschuldigten zufolge auch "üblich", Texte zu kopieren. Generell fordert von Heiseler eine Debatte über eine "Ökonomie nicht-knapper Güter".
Bittermann sieht die Sache anders: "Bevor ich so etwas mache, muss ich die Rechte klären", betont der Verleger. Er habe nicht sofort die Anwälte aufgefahren, sondern zunächst per E-Mail "freundlich" darum gebeten, "den Text vom Netz zu nehmen". Als Antwort sei nur die Frage gekommen, woher er überhaupt die Rechte an dem Werk habe. Zudem habe ihm von Heiseler eine philosophische Diskussion über den Unterschied zwischen Urheberrecht und Copyright aufdrängen wollen. Daraufhin habe er die "normale Prozedur" eingeleitet, um das Kollektiv "gerichtlich zur Einhaltung der Rechte zu zwingen".
Die Ironie bei der Geschichte ist, dass Guy Debord als "graue Eminenz" der Situationistischen Internationalen gilt, die sich zwischen 1957 und 1972 für einen Bruch mit zahlreichen Konventionen einsetzte. In der "Gesellschaft des Spektakels" kritisiert der französische Philosoph die kapitalistische Verwertungsmentalität, durch welche alle Aspekte des Daseins nur noch von ihrem Warencharakter her betrachtet werden. Ein Slogan der Situationisten lautete: "Verbieten ist verboten". Der Ein-Mann-Betrieb Tiamat, der unter anderem für sein nicht gerade zimperliches Jahrbuch "Who's who peinlicher Personen" bekannt ist, stand zudem in den 1990ern selbst im Zentrum einer deftigen Auseinandersetzung wegen einem angeblichen Verstoß gegen geistiges Eigentum: Der inzwischen zur Fischer-Gruppe gehörende Scherz-Verlag hatte Bittermann zur Last gelegt, mit seiner unter dem Titel "Sorge dich nicht, lese!" erschienenen Glossensammlung gegen dessen Markenrechte am Bestseller "Sorge dich nicht, lebe!" verstoßen zu haben. Bittermann gibt zudem in seiner Verlagsgeschichte zu, einmal "unerlaubterweise zwei kleine Broschüren" von Antonin Artaud herausgegeben, daraus aber gelernt zu haben.
Von Heiseler ist derweil erstaunt darüber, dass man schon für die Anbringung eines Links haftbar gemacht werden kann. Allerdings haben deutsche Gerichte in anderen Fällen vergleichbar entschieden, etwa im Fall Musikindustrie vs. Heise. Seit Juli geht die Kanzlei Waldorf zudem gegen Website-Betreiber vor, die Links auf die russische Musik-Plattform AllofMP3 gesetzt haben. Darüber hinaus ist beispielsweise selbst die Regelung des Paragraphen 52a im Urheberrecht umstritten, nach der Lehrer und Wissenschaftler "kleine Teile" von Werken einem "bestimmt abgegrenzten Bereich von Unterrichtsteilnehmern" oder "von Personen für deren eigene wissenschaftliche Forschung" über ein Intranet "öffentlich zugänglich" machen dürfen.
Der von den Seminarmachern verlinkte Debord-Text, der auf einer in Hamburg registrierten Domain lag, ist inzwischen nicht mehr im Netz. Die Verantwortlichen seien nach einem ersten anwaltlichen Schreiben bereit gewesen, die Datei herunter zu nehmen, sagt Bittermann. Momentan ist die zugehörige Domain twokmi-kimali.de nicht zu erreichen. Bei dem Netzkollektiv sei er ebenfalls einer gütlichen Einigung "im Prinzip nicht abgeneigt" gewesen. Zumindest gegen die Veröffentlichung von Auszügen aus dem Werk hätte er keine Einwände gehabt, wenn er denn gefragt worden wäre. Ob der Streit weiter eskaliert, hängt seiner Ansicht nach von den unwillkommenen Linksetzern ab: "Die müssen sagen, wie sie sich das vorstellen." Vielleicht findet sich noch eine gütliche Einigung, wie bei Bittermanns Auseinandersetzung mit dem Scherz-Verlag: Dieser habe die Klage von sich aus zurückgezogen und die angebotene Entschädigung in Höhe von damals 1000 Mark akzeptiert, erinnert sich der unkonventionelle Verleger. (Stefan Krempl) / (jk/c't)
TIAMAT-VERLAG LÄSST LINK IN EINEM ONLINE-SEMINAR UNTERSAGEN
Die Berliner Edition Tiamat geht mit scharfen rechtlichen Mitteln gegen die Macher eines Berliner Internet-Seminars zum Thema Medientheorie vor. So ist dem "Kollektiv der neuen Methodiker", welches das E-Learning-Angebot in Zusammenarbeit mit der Freien Universität, der Humboldt-Universität und der Universität der Künste Berlin durchführt, nach einer Abmahnung nun eine einstweilige Verfügung des Landgerichts Nürnberg (PDF-Datei) auf den Tisch geflattert. Darin wird ihnen untersagt, auf der beanstandeten Seminarseite "einen Link zu dem Buch des Autors Guy Debord mit dem Titel 'Die Gesellschaft des Spektakels' zu unterhalten und/oder zu setzen". Bei Zuwiderhandlungen droht eine Geldbuße in Höhe von 250.000 Euro oder eine Haftstrafe von bis zu sechs Monaten. Der Streitwert ist mit 50.000 Euro angegeben.
Kollektivmitglied Till Nikolaus von Heiseler wundert sich auf der Mailingliste Rohrpost über das harsche Vorgehen: "Wir haben uns bemüht, einige Texte den Studenten zugänglich zu machen", erläutert er die Motivation für das Anbringen des umstrittenen Links auf der Seite zu dem interdisziplinären Colloquium im Rahmen der Vorführung eines Films über Debords Klassiker. Sie seien vom Verlagschef Klaus Bittermann in einer E-Mail zwar zunächst darauf aufmerksam gemacht worden, dass er die Rechte an dem Text habe und eine Zugänglichmachung in der erfolgten Form nicht wünsche. Bei dem Kollektiv war man aber der Ansicht, dass man das Lesestück selbst gar nicht hochgeladen hatte und daher auch nichts aus dem Netz entfernen könne. Im Rahmen eines akademischen Seminars ist es den Beschuldigten zufolge auch "üblich", Texte zu kopieren. Generell fordert von Heiseler eine Debatte über eine "Ökonomie nicht-knapper Güter".
Bittermann sieht die Sache anders: "Bevor ich so etwas mache, muss ich die Rechte klären", betont der Verleger. Er habe nicht sofort die Anwälte aufgefahren, sondern zunächst per E-Mail "freundlich" darum gebeten, "den Text vom Netz zu nehmen". Als Antwort sei nur die Frage gekommen, woher er überhaupt die Rechte an dem Werk habe. Zudem habe ihm von Heiseler eine philosophische Diskussion über den Unterschied zwischen Urheberrecht und Copyright aufdrängen wollen. Daraufhin habe er die "normale Prozedur" eingeleitet, um das Kollektiv "gerichtlich zur Einhaltung der Rechte zu zwingen".
Die Ironie bei der Geschichte ist, dass Guy Debord als "graue Eminenz" der Situationistischen Internationalen gilt, die sich zwischen 1957 und 1972 für einen Bruch mit zahlreichen Konventionen einsetzte. In der "Gesellschaft des Spektakels" kritisiert der französische Philosoph die kapitalistische Verwertungsmentalität, durch welche alle Aspekte des Daseins nur noch von ihrem Warencharakter her betrachtet werden. Ein Slogan der Situationisten lautete: "Verbieten ist verboten". Der Ein-Mann-Betrieb Tiamat, der unter anderem für sein nicht gerade zimperliches Jahrbuch "Who's who peinlicher Personen" bekannt ist, stand zudem in den 1990ern selbst im Zentrum einer deftigen Auseinandersetzung wegen einem angeblichen Verstoß gegen geistiges Eigentum: Der inzwischen zur Fischer-Gruppe gehörende Scherz-Verlag hatte Bittermann zur Last gelegt, mit seiner unter dem Titel "Sorge dich nicht, lese!" erschienenen Glossensammlung gegen dessen Markenrechte am Bestseller "Sorge dich nicht, lebe!" verstoßen zu haben. Bittermann gibt zudem in seiner Verlagsgeschichte zu, einmal "unerlaubterweise zwei kleine Broschüren" von Antonin Artaud herausgegeben, daraus aber gelernt zu haben.
Von Heiseler ist derweil erstaunt darüber, dass man schon für die Anbringung eines Links haftbar gemacht werden kann. Allerdings haben deutsche Gerichte in anderen Fällen vergleichbar entschieden, etwa im Fall Musikindustrie vs. Heise. Seit Juli geht die Kanzlei Waldorf zudem gegen Website-Betreiber vor, die Links auf die russische Musik-Plattform AllofMP3 gesetzt haben. Darüber hinaus ist beispielsweise selbst die Regelung des Paragraphen 52a im Urheberrecht umstritten, nach der Lehrer und Wissenschaftler "kleine Teile" von Werken einem "bestimmt abgegrenzten Bereich von Unterrichtsteilnehmern" oder "von Personen für deren eigene wissenschaftliche Forschung" über ein Intranet "öffentlich zugänglich" machen dürfen.
Der von den Seminarmachern verlinkte Debord-Text, der auf einer in Hamburg registrierten Domain lag, ist inzwischen nicht mehr im Netz. Die Verantwortlichen seien nach einem ersten anwaltlichen Schreiben bereit gewesen, die Datei herunter zu nehmen, sagt Bittermann. Momentan ist die zugehörige Domain twokmi-kimali.de nicht zu erreichen. Bei dem Netzkollektiv sei er ebenfalls einer gütlichen Einigung "im Prinzip nicht abgeneigt" gewesen. Zumindest gegen die Veröffentlichung von Auszügen aus dem Werk hätte er keine Einwände gehabt, wenn er denn gefragt worden wäre. Ob der Streit weiter eskaliert, hängt seiner Ansicht nach von den unwillkommenen Linksetzern ab: "Die müssen sagen, wie sie sich das vorstellen." Vielleicht findet sich noch eine gütliche Einigung, wie bei Bittermanns Auseinandersetzung mit dem Scherz-Verlag: Dieser habe die Klage von sich aus zurückgezogen und die angebotene Entschädigung in Höhe von damals 1000 Mark akzeptiert, erinnert sich der unkonventionelle Verleger. (Stefan Krempl) / (jk/c't)
contributor - am Dienstag, 16. August 2005, 23:15 - Rubrik: Situationismus
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Erklärung des PARTEI-Vorsitzenden Sonneborn:
"Sämtliche Parteien in Deutschland führen einen populistischen und schmutzigen Wahlkampf derzeit - aber DIE PARTEI ist die einzige, die das offen zugibt! So sind wir schon seit der Parteigründung für den Wiederaufbau der Mauer und haben das auch immer deutlich gemacht.

"Einerseits natürlich, um bei der anstehenden Bundestagswahl die 25 Prozent der Wähler abzufischen, die sich laut einer Forsa-Umfrage mit diesem Ziel identifizieren können. Andererseits aber auch aus Überzeugung. Ich sage ganz offen: Wir wollen die Mauer wieder aufbauen, damit Merkel wieder dahinter weggeschlossen wird! Und ich erinnere daran, dass unser Land seine besten Jahrzehnte hatte, als Merkel hinter der Mauer weggeschlossen war.
Dass sich jetzt, wo wir Erfolg haben, kleine Splitterparteien an uns hängen - wie die so genannte "Linkspartei" ganz ungeniert schon in ihrer Namensgebung - ist womöglich noch entschuldbar. Aber dass Sie, Herr Kollege Stoiber, zu Wahlkampfzwecken explizit Positionen der PARTEI vertreten, ist niederträchtig!
Ich stelle deswegen hier noch einmal klar:
1. Edmund Stoiber ist nicht Mitglied der PARTEI.
2. Der Wiederaufbau der Mauer, die Errichtung einer SBZ (Sonderbewirtschaftungszone) auf dem Gebiet der ehemaligen DDR ist die zentrale Position der PARTEI.
3. Stoibers Stellungnahme zur Teilung Deutschlands in Frustrierte und Nicht-Frustrierte ist nichts weiter als der untaugliche und überaus perfide Versuch, in fremden Gewässern nach Stimmen zu fischen.
4. Auch in Bayern wird Die PARTEI auf dem Wahlzettel stehen. Da mag Herr Stoiber sich winden und wenden wie er mag
Über eine Fusion unserer Parteien dagegen können wir gerne reden. Die PARTEI bietet sowohl der CSU als auch der Linkspartei (relativ) sichere Listenplätze an."
via bembelkandidati aus mainhattan
contributor - am Dienstag, 16. August 2005, 21:37 - Rubrik: Wahlquark
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Endlich erfahren wir mehr über die bevorstehende St. Prekarius-Prozession in Köln am 19.8. 2005
Hier der Flyer zum Runterladen
St.Prekarius Prozession am 19. August in Köln
Am 19.August 2005 wird nicht nur Papst Benedikt in Köln zum Weltjugendtag erwartet. Die Anhänger des St. Prekarius werden gemeinsam mit mehr als 800.000 Pilgern ebenfalls zu Gast in Köln sein und rufen zu einer Prozession zu Ehren von Sankt Prekarius, dem Schutzheiligen der Entrechteten auf.
(Aus dem Italienischen:"...)
Am 6. November 2004 hat die erste landesweiteWallfahrt stattgefunden, zu der sich mehrere tausendPilger in Rom zusammenfanden. Dabei ereignete sich daserste Prekarius-Wunder: Keiner der aus allenLandesteilen per Bahn angereisten Frommen brauchteeinen Fahrausweis - zähneknirschend hat TrenItaliaihre Bußgelddrohung gegen die organisierten Freifahrerzurückgezogen. In Rom kam es auf Geheiß des Heiligenzu Gratiseinkäufen...“Auch in Deutschland handelten bereits Gläubige imGeiste des St. Prekarius. Sie predigten in denvergangenen Monaten in Berlin und Hamburg undverhalfen den Armen und Mittellosen zu üppigenSpeisungen in mit vielen Sternen versehenenRestaurants. Unter dem Schutz des Heiligen Prekariusspendeten seine Anhänger in Kassel nicht ihre eigenenKleider, sondern die eines weltbekanntenBekleidungshauses an bedürftige Passanten. SanktPrekarius half in vielen Gemeinden, gegen Vertreibungund Ausgrenzung leere Stallungen und herrschaftlicheHäuser wieder mit Leben zu füllen. Der HeiligePrekarius stand auch schon Zugereisten aus fernenLändern bei, dass sie ihr Brot frei wählen konnten undnicht über Gutscheine abgespeist werden. AlsErleichterung ihrer alltäglichen, beschwerlichen Wege,ermutigte der Geist des heiligen Prekarius alleMittellosen zu freier Wallfahrt in dengemeinschaftlichen Fortbewegungsmitteln der StädteBerlin, Hamburg Dresden und Köln.
Die Anhänger des Sankt Prekarius verurteilen dieunseligen Taten der Scheinheiligen in der Kirche selbst. Wie kann eine kirchliche Vereinigung, dievorgibt, den Entrechteten beizustehen, selbst hergehenund diese knechten!
"Weh auch euch Gesetzesgebern! Ihr ladet den MenschenLasten auf, die sie kaum tragen können, selbst aberrührt ihr keinen Finger dafür.“ (Lk 11,46)
Und es werden immer mehr, die die Kunde von Prekariusund seinem Streben nach Gerechtigkeit durch die Landetragen!Wir wollen mit Bildern, Liedgut und "lebhafterAndacht" den Geist des Heiligen Prekarius verbreiten.
19. August, 18 Uhr Ort wird noch bekannt gegeben https://www.sanktprekarius.tk
Im Neuen Deutschland (4.8. 2005) lesen wir folgendes über die nahe Ankunft unseres Schutzheiligen von Peter Nowak:
"Ehrung eines Schein-Heiligen
Prekarius-Jünger nutzen romtreues Papst-Event für kreativen Protest
Zehntausende Katholiken aus aller Welt werden am 19. August in Köln zum Weltjugendtag erwartet. Auch der Papst will kommen. Der könnte mit einer Forderung konfrontiert werden, die ihm gar nicht gefallen dürfte. Die »Anhänger des Heiligen Prekarius« haben ihre massenhafte Teilnahme an dem frommen Event angekündigt.
Die Idee des Weltjugendtags stammt noch von Johannes Paul II. Entsprechend klar konservativ ist das Profil der Veranstaltung: Gottesdienste und Glaubenslehre sind die Schwerpunkte. Das Motto des diesjährigen Weltjugendtages ist letztlich Programm aller Weltjugendtage: »Wir sind gekommen, um IHN anzubeten«.
Für das fromme Spektakel sind rund 100 Millionen Euro veranschlagt. 40 Prozent kommen von Pilgern, sagt Hermann-Josef Johanns, Geschäftsführer der Weltjugendtag gGmbH, 30 Prozent zahlen die deutschen Bistümer, 15 Prozent kämen aus Spenden, Sponsoring und Merchandising. Vom Bund kommen 7,5 Millionen Euro, vom Land Nordrhein-Westfalen drei Millionen, Köln zahlt 1,5
Millionen und die EU 1,5 Millionen Euro.
So manche Katholiken lassen das Treffen buchstäblich links liegen. Eine Gruppe aus Trier fährt in der Zeit lieber nach Kuba, statt in Köln dem Papst zuzujubeln. Doch manche kommen auch nach Köln - trotz des romtreuen Programms. »Mehrere tausend Anhänger zur Verehrung des kontroversen Heiligen St. Prekarius werden während des Weltjugendtages erwartet«, ist Jürgen Starke, Sprecher der Prekarius-Jünger, überzeugt. Der Prekarius-Mythos
orientiert sich an einer realen Figur, dem Bauernsohn Pedro Lentini, der im 15. Jahrhundert lebte und seit dieser Zeit von der ärmeren Bevölkerung Italiens als Schutzheiliger der Entrechteten geehrt wird.
Nur findet sich bisher ein solcher Heiliger nicht in den Kirchenbüchern. Heiliggesprochen wurde Prekarius am 1. Mai 2004 in Mailand im Rahmen des Euro-Mayday. Da die Zahl der Menschen in prekären Beschäftigungsverhältnissen in ganz Europa wächst, haben auch die Euro-Maydays in ganz Europa an Attraktivität gewonnen. Bei diesen Demonstrationen werden oft Bilder oder Statuen des Heiligen Prekarius mit Arbeiteroverall und Heiligenschein mitgetragen. Die Aktionen haben vor allem in Italien und Spanien großes Aufsehen in den Medien erregt und der
Protestbewegung viel Zulauf gebracht. Trotz des Hamburger Pilotprojektes steckt die Bewegung in Deutschland noch in den Kinderschuhen.
Jetzt hoffen die Anhänger des rebellischen Schein-Heiligen, dass der Funke auch auf Deutschland überspringt. In Köln sind verschiedene Aktionen in der Tradition des kreativen Straßenprotests geplant, die allesamt unsichere
Arbeitsverhältnisse und soziale Ungerechtigkeit zum Thema haben.
Das Ereignis des Weltjugendtages scheint den Prekarius-Fans ein gutes Forum. Von der hierarchiekritischen Bewegung »Kirche von unten« kam Zustimmung für die Aktion, erzählt Starke. Er ist überzeugt, dass viele junge Christen dieses Anliegen unterstützen. Schließlich sind viele Teilnehmer selbst von prekären Arbeitsverhältnissen oder Arbeitslosigkeit betroffen.
Von der Amtskirche erwarten die Prekarius-Jünger allerdings nicht viel. »Die offiziellen kirchlichen Stellen des Weltjugendtags haben leider in der Vergangenheit deutlich gezeigt, dass sie eher an einer weiteren Prekarisierung der Lebens- und Arbeitsverhältnisse interessiert sind«, so Starke gegenüber ND."
Hier der Flyer zum Runterladen
St.Prekarius Prozession am 19. August in Köln
- Folge dem Geist des St.Prekarius
- Komm zur Prozession zu Ehren des Schutzheiligen der Entrechteten nach Köln im Rahmen des Weltjugendtagesam 19. August 2005

Am 19.August 2005 wird nicht nur Papst Benedikt in Köln zum Weltjugendtag erwartet. Die Anhänger des St. Prekarius werden gemeinsam mit mehr als 800.000 Pilgern ebenfalls zu Gast in Köln sein und rufen zu einer Prozession zu Ehren von Sankt Prekarius, dem Schutzheiligen der Entrechteten auf.
(Aus dem Italienischen:"...)
Am 6. November 2004 hat die erste landesweiteWallfahrt stattgefunden, zu der sich mehrere tausendPilger in Rom zusammenfanden. Dabei ereignete sich daserste Prekarius-Wunder: Keiner der aus allenLandesteilen per Bahn angereisten Frommen brauchteeinen Fahrausweis - zähneknirschend hat TrenItaliaihre Bußgelddrohung gegen die organisierten Freifahrerzurückgezogen. In Rom kam es auf Geheiß des Heiligenzu Gratiseinkäufen...“Auch in Deutschland handelten bereits Gläubige imGeiste des St. Prekarius. Sie predigten in denvergangenen Monaten in Berlin und Hamburg undverhalfen den Armen und Mittellosen zu üppigenSpeisungen in mit vielen Sternen versehenenRestaurants. Unter dem Schutz des Heiligen Prekariusspendeten seine Anhänger in Kassel nicht ihre eigenenKleider, sondern die eines weltbekanntenBekleidungshauses an bedürftige Passanten. SanktPrekarius half in vielen Gemeinden, gegen Vertreibungund Ausgrenzung leere Stallungen und herrschaftlicheHäuser wieder mit Leben zu füllen. Der HeiligePrekarius stand auch schon Zugereisten aus fernenLändern bei, dass sie ihr Brot frei wählen konnten undnicht über Gutscheine abgespeist werden. AlsErleichterung ihrer alltäglichen, beschwerlichen Wege,ermutigte der Geist des heiligen Prekarius alleMittellosen zu freier Wallfahrt in dengemeinschaftlichen Fortbewegungsmitteln der StädteBerlin, Hamburg Dresden und Köln.
Die Anhänger des Sankt Prekarius verurteilen dieunseligen Taten der Scheinheiligen in der Kirche selbst. Wie kann eine kirchliche Vereinigung, dievorgibt, den Entrechteten beizustehen, selbst hergehenund diese knechten!
"Weh auch euch Gesetzesgebern! Ihr ladet den MenschenLasten auf, die sie kaum tragen können, selbst aberrührt ihr keinen Finger dafür.“ (Lk 11,46)
Und es werden immer mehr, die die Kunde von Prekariusund seinem Streben nach Gerechtigkeit durch die Landetragen!Wir wollen mit Bildern, Liedgut und "lebhafterAndacht" den Geist des Heiligen Prekarius verbreiten.
19. August, 18 Uhr Ort wird noch bekannt gegeben https://www.sanktprekarius.tk
Im Neuen Deutschland (4.8. 2005) lesen wir folgendes über die nahe Ankunft unseres Schutzheiligen von Peter Nowak:
"Ehrung eines Schein-Heiligen
Prekarius-Jünger nutzen romtreues Papst-Event für kreativen Protest
Zehntausende Katholiken aus aller Welt werden am 19. August in Köln zum Weltjugendtag erwartet. Auch der Papst will kommen. Der könnte mit einer Forderung konfrontiert werden, die ihm gar nicht gefallen dürfte. Die »Anhänger des Heiligen Prekarius« haben ihre massenhafte Teilnahme an dem frommen Event angekündigt.
Die Idee des Weltjugendtags stammt noch von Johannes Paul II. Entsprechend klar konservativ ist das Profil der Veranstaltung: Gottesdienste und Glaubenslehre sind die Schwerpunkte. Das Motto des diesjährigen Weltjugendtages ist letztlich Programm aller Weltjugendtage: »Wir sind gekommen, um IHN anzubeten«.
Für das fromme Spektakel sind rund 100 Millionen Euro veranschlagt. 40 Prozent kommen von Pilgern, sagt Hermann-Josef Johanns, Geschäftsführer der Weltjugendtag gGmbH, 30 Prozent zahlen die deutschen Bistümer, 15 Prozent kämen aus Spenden, Sponsoring und Merchandising. Vom Bund kommen 7,5 Millionen Euro, vom Land Nordrhein-Westfalen drei Millionen, Köln zahlt 1,5
Millionen und die EU 1,5 Millionen Euro.
So manche Katholiken lassen das Treffen buchstäblich links liegen. Eine Gruppe aus Trier fährt in der Zeit lieber nach Kuba, statt in Köln dem Papst zuzujubeln. Doch manche kommen auch nach Köln - trotz des romtreuen Programms. »Mehrere tausend Anhänger zur Verehrung des kontroversen Heiligen St. Prekarius werden während des Weltjugendtages erwartet«, ist Jürgen Starke, Sprecher der Prekarius-Jünger, überzeugt. Der Prekarius-Mythos
orientiert sich an einer realen Figur, dem Bauernsohn Pedro Lentini, der im 15. Jahrhundert lebte und seit dieser Zeit von der ärmeren Bevölkerung Italiens als Schutzheiliger der Entrechteten geehrt wird.
Nur findet sich bisher ein solcher Heiliger nicht in den Kirchenbüchern. Heiliggesprochen wurde Prekarius am 1. Mai 2004 in Mailand im Rahmen des Euro-Mayday. Da die Zahl der Menschen in prekären Beschäftigungsverhältnissen in ganz Europa wächst, haben auch die Euro-Maydays in ganz Europa an Attraktivität gewonnen. Bei diesen Demonstrationen werden oft Bilder oder Statuen des Heiligen Prekarius mit Arbeiteroverall und Heiligenschein mitgetragen. Die Aktionen haben vor allem in Italien und Spanien großes Aufsehen in den Medien erregt und der
Protestbewegung viel Zulauf gebracht. Trotz des Hamburger Pilotprojektes steckt die Bewegung in Deutschland noch in den Kinderschuhen.
Jetzt hoffen die Anhänger des rebellischen Schein-Heiligen, dass der Funke auch auf Deutschland überspringt. In Köln sind verschiedene Aktionen in der Tradition des kreativen Straßenprotests geplant, die allesamt unsichere
Arbeitsverhältnisse und soziale Ungerechtigkeit zum Thema haben.
Das Ereignis des Weltjugendtages scheint den Prekarius-Fans ein gutes Forum. Von der hierarchiekritischen Bewegung »Kirche von unten« kam Zustimmung für die Aktion, erzählt Starke. Er ist überzeugt, dass viele junge Christen dieses Anliegen unterstützen. Schließlich sind viele Teilnehmer selbst von prekären Arbeitsverhältnissen oder Arbeitslosigkeit betroffen.
Von der Amtskirche erwarten die Prekarius-Jünger allerdings nicht viel. »Die offiziellen kirchlichen Stellen des Weltjugendtags haben leider in der Vergangenheit deutlich gezeigt, dass sie eher an einer weiteren Prekarisierung der Lebens- und Arbeitsverhältnisse interessiert sind«, so Starke gegenüber ND."
kg2u - am Montag, 15. August 2005, 22:22 - Rubrik: Subversive Affirmation
Noch nachzureichen ist eine Besprechung von "THE ABC - Macht und Kommunikation. Zur Semiotik des Widerstandes" aus der taz, 29.7. 2005:
Gute Zeichen, schlechte Zeichen
In der Galerie Neurotitan wird der Widerstand geprobt: Künstler und Aktivisten machen sich kritisch in der Welt der Bedeutungen zu schaffen. Ihre Waffen im Kampf um die Kommunikationskanäle wirken aber ein bisschen stumpf
Mitte der Fünfzigerjahre wandert ein Freund von Guy Debord einem Stadtplan von London folgend durch den Harz. Das klingt reichlich schräg, aber genau darum ging es den Situationisten. Das dérive, das ziellose Umherschweifen - für die Situationisten lag darin der Beginn aller subversiven Aktion. Nicht um ein surrealistisches Flanieren, um das Eintauchen in die Waren- und Zeichenströme ging es ihnen, sondern darum, das ganze Spektakel zu zersetzen. Jede Ordnung galt es aufzubrechen - sei es die der Stadtplanung oder die des Marktes.
Um zur Galerie Neurotitan im Haus Schwarzenberg zu gelangen, sollte man besser etwas zielgerichteter vorgehen, sonst landet man bei Tommy Hilfiger oder Starbucks. Und das wäre unpassend. Zeigt die Galerie doch eine Ausstellung mit dem kämpferischen Titel "The ABC. Macht und Kommunikation. Zur Semiotik des Widerstands".
Diese Ausstellung fragt nach alten und neuen Widerstandsformen, es geht ihr um Dada und Situationismus wie um Urban Art oder Culture Jamming. In Zeiten, da das Reale und das Symbolische auf vertrackte Weise interagieren, wird vor allem auf die Medien und die Macht der Zeichen geschaut. Wer sein Baudrillard-Merve-Heftchen gerade nicht parat hat, dem hilft der Ausstellungstext mit einem Zitat weiter: "Der Unterschied zwischen Sendern und Empfängern, zwischen Produzenten und Konsumenten von Zeichen muss total bleiben, denn in ihm liegt heute die wirkliche Form der gesellschaftlichen Herrschaft." Was also tun dagegen? Eigene Zeichen produzieren!
Die künstlerisch-aktivistischen Szenen sind international und höchst divers, es sind Netzwerke, Kollektive, seltener auch Einzelpersonen. Mit Street Art wie Aufklebern, Stencils und Graffiti setzen sie ihre Zeichen gegen die Werbelogos der Industrie und die zunehmende Privatisierung öffentlichen Raums - reclaim statt Reklame. Culture Jamming hingegen bedient sich parasitär bei bestehenden Zeichensystemen, verfremdet zum Beispiel Logos. Meist geht es dabei gegen die üblichen Verdächtigen wie Coca-Cola, Microsoft oder McDonald's. Aus Kookai wird Kookain, der Starbucks-Coffee-Schriftzug mutiert zu einem beherzten "Fuck Off".
Ob man das nun als "Semiotik des Widerstands" bezeichnen muss, sei mal dahingestellt. So ist die Ausstellung eher durchwachsen, denn viele der Arbeiten kommen mit allzu dumpfen "Die fetten Jahre sind vorbei"-Botschaften daher: Eine Schachtel mit Aufklebern steht da, oben läuft ein Video, auf dem gezeigt wird, wie man umstürzlerische Sticker-Parolen wie "Sabotage", "Protest" oder "Chaos" öffentlichkeitswirksam aufklebt. Fast schon nachdenklich stimmt im Vergleich ein Plakat einer amerikanischen Künstlerin, das die Buchstaben des Alphabets im Schriftzug bekannter Firmenlogos zeigt. Schön auch die großformatigen Fotografien von Andreas Ulrich: Nachtaufnahmen von gigantischen Parkplätzen vor Einkaufszentren sind zu sehen, die in ihrer Leere schon Aussage genug wären. Schade, dass Ulrich es nicht dabei belassen hat, sondern auf den Parkplätzen Einkaufswagenreihen zu "Schlachtformationen" zusammengestellt hat. - Überstrapaziertes Sendungsbewusstsein essen Nachdenklichkeit auf. (...)"
contributor - am Montag, 15. August 2005, 14:25 - Rubrik: Kunst und Politik
Roland Barthes hat dem "Handbuch der Kommunikationsguerilla" das Motto geliefert. Auf vielfachen Wunsch weisen wir an dieser Stelle das Orginalzitat von "Ist die beste Subversion nicht die, die Codes zu entstellen, statt sie zu zerstoeren?" nach. Das Zitat stammt aus:
Roland Barthes, Sade, Fourier, Loyola, Edition du Seuil (1971), p. 127:
"Tous les libertins ont cette manie, dans leurs plaisirs, de vouloir cacher scrupuleusement le sexe de la Femme. Triple profit. D'abord une parodie dérisoire renverse la morale: une même phrase sert au libertin et au puritain: "Cachez le con, mesdames", dit Gernande indigné à Justine et Dorothée, du même ton que Tartuffe s'adresse à Dorine ("Couvrez ce sein que je ne saurais voir"); la phrase et le vêtement restent en place mais selon des fins contraires, ici pudeur hypocrite, là débauche. La meilleure des subversions ne consiste-t-elle pas à défigurer les codes, plutôt qu'à les détruire?"
Roland Barthes, Sade, Fourier, Loyola, Edition du Seuil (1971), p. 127:
"Tous les libertins ont cette manie, dans leurs plaisirs, de vouloir cacher scrupuleusement le sexe de la Femme. Triple profit. D'abord une parodie dérisoire renverse la morale: une même phrase sert au libertin et au puritain: "Cachez le con, mesdames", dit Gernande indigné à Justine et Dorothée, du même ton que Tartuffe s'adresse à Dorine ("Couvrez ce sein que je ne saurais voir"); la phrase et le vêtement restent en place mais selon des fins contraires, ici pudeur hypocrite, là débauche. La meilleure des subversions ne consiste-t-elle pas à défigurer les codes, plutôt qu'à les détruire?"
kg2u - am Montag, 8. August 2005, 10:41 - Rubrik: Zum Begriff der Kommunikationsguerilla