Das Tübinger Tagblatt (8.12. 2005)berichtet über neue Entwicklungen im Hinblick auf die Repressionen gegenüber den Tübinger TortenkünstlerInnen:
"Tortenwerfer-Gehilfe erhielt zwei Jahre Hausverbot für Neue Aula: Weiter gegen Studiengebühren
TÜBINGEN. Selbst überregionale Medien griffen den Tortenanschlag vom 2. November auf den Präsidenten der Hochschulrektorenkonferenz Prof. Peter Gaethgens in Tübingen auf. Inzwischen ist der Rauch etwas verflogen. Nun hat die Tübinger Staatsanwaltschaft einen zweiten Tortenwerfer identifiziert. Er bekam zwei Jahre Hausverbot – allerdings nur für die Neue Aula.
Es war die „soziale Ungerechtigkeit des deutschen Bildungssystem“ – konkret die Studiengebühren –, aber auch die „rechtlose Lage des ASTA“, der studentischen Vertretung, die in Baden-Württemberg „keine legalen Möglichkeiten zur politischen Meinungsäußerung habe“. Das sagt Tobias K., einer der Tortenwerfer. Das habe die Süßspeisenattentäter aufgebracht. Sie wollten etwas tun. Denn Podiumsdiskussionen verhallten stets im Nichts.
(...)
So hätten die vier Studenten „zivilen Ungehorsam“ praktiziert, eine „satirische Provokation“, kamen auf die Torte, schritten am 2. November zum Pult und drückten dem Präsidenten der Hochschulrektorenkonferenz die Torte ins Gesicht. Seither hat K., der lange Jahre in der Fachschaft aktiv war, „viel gelernt“.
Zwar sei die Thematik dadurch in die Medien gekommen, doch der Umgang einzelner Journalisten mit den Tortern sei nicht immer optimal gewesen. Falsch sei etwa, dass einer der Torter den Kopf von Gaethgens festgehalten habe. K.: „Das wäre ja wie eine Hinrichtung.“ Da habe der Drang zur Sensation überwogen.
Schlechter Stil der "Bild"
Sauer sind die Studierenden auf die Bild-Zeitung. An die mündliche Abmachung, die noch nicht identifizierten Torter auf dem Bild zum Artikel unkenntlich zu machen, habe das Boulevard-Blatt sich nicht gehalten. Jetzt hat die Staatsanwaltschaft einen weiteren Torter identifiziert. Es ist ein 21-jähriger Student der Neueren Geschichte und Politikwissenschaft. Er erhielt zwei Jahre Hausverbot – allerdings nur für die Neue Aula. Dagegen droht dem Magister der Politikwissenschaft K. ein generelles Uni-Verbot für zwei Jahre. Über eine aufschiebende Wirkung bis zur Verhandlung vor dem Sigmaringer Verwaltungsgericht ist noch nicht entschieden.
Für K. kommt diese Strafe einem „regionalen Berufsverbot“ gleich, sagt er. Denn er will über einen internationalen Vergleich der Schulpolitik promovieren. „Unmöglich“, sagt er, „ wie soll ich an die Forschungsliteratur herankommen?“
Soli-Partys für "Torter"
Der Tübinger Rektor Eberhard Schaich erhalte für seine Linie massive Unterstützung aus der Bevölkerung, sagte er. Eine „Rabattverhandlung“ gebe es nicht. Er hatte jüngst durchblicken lassen, dass man wieder reden könne, wenn der angehende Doktorand ein Exposee schreibt und einen Doktorvater findet. Da gibt es Hoffnung. Denn kürzlich meldete sich ein Professor, der Interesse an einer Betreuung von K.s Arbeit signalisierte. Über dieses „solidarische Angebot“ habe sich der 30-Jährige sehr gefreut.
K. habe überwiegend positive Reaktionen auf den Tortenanschlag erhalten, sagt er. Auf „Soli-Partys“ in Wohnprojekten wurde Geld für die Anwaltskosten gesammelt. Auch bei der Streik-Party an der Uni-Klinik ging die Büchse herum. Sammelangebote gab es auch von Bands, einem Diskoveranstalter und von der Fachschaft Politik. Derzeit haben die Torter etwa die Hälfte der 1.300 Euro-Anwaltskosten drin. Die Studierenden wollen ihren Kampf gegen die Studiengebühren fortsetzen, auch wenn sie erst einmal beschlossen sind. Die nächsten Aktionen sind bereits geplant.
"Tortenwerfer-Gehilfe erhielt zwei Jahre Hausverbot für Neue Aula: Weiter gegen Studiengebühren
TÜBINGEN. Selbst überregionale Medien griffen den Tortenanschlag vom 2. November auf den Präsidenten der Hochschulrektorenkonferenz Prof. Peter Gaethgens in Tübingen auf. Inzwischen ist der Rauch etwas verflogen. Nun hat die Tübinger Staatsanwaltschaft einen zweiten Tortenwerfer identifiziert. Er bekam zwei Jahre Hausverbot – allerdings nur für die Neue Aula.
Es war die „soziale Ungerechtigkeit des deutschen Bildungssystem“ – konkret die Studiengebühren –, aber auch die „rechtlose Lage des ASTA“, der studentischen Vertretung, die in Baden-Württemberg „keine legalen Möglichkeiten zur politischen Meinungsäußerung habe“. Das sagt Tobias K., einer der Tortenwerfer. Das habe die Süßspeisenattentäter aufgebracht. Sie wollten etwas tun. Denn Podiumsdiskussionen verhallten stets im Nichts.
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So hätten die vier Studenten „zivilen Ungehorsam“ praktiziert, eine „satirische Provokation“, kamen auf die Torte, schritten am 2. November zum Pult und drückten dem Präsidenten der Hochschulrektorenkonferenz die Torte ins Gesicht. Seither hat K., der lange Jahre in der Fachschaft aktiv war, „viel gelernt“.
Zwar sei die Thematik dadurch in die Medien gekommen, doch der Umgang einzelner Journalisten mit den Tortern sei nicht immer optimal gewesen. Falsch sei etwa, dass einer der Torter den Kopf von Gaethgens festgehalten habe. K.: „Das wäre ja wie eine Hinrichtung.“ Da habe der Drang zur Sensation überwogen.
Schlechter Stil der "Bild"
Sauer sind die Studierenden auf die Bild-Zeitung. An die mündliche Abmachung, die noch nicht identifizierten Torter auf dem Bild zum Artikel unkenntlich zu machen, habe das Boulevard-Blatt sich nicht gehalten. Jetzt hat die Staatsanwaltschaft einen weiteren Torter identifiziert. Es ist ein 21-jähriger Student der Neueren Geschichte und Politikwissenschaft. Er erhielt zwei Jahre Hausverbot – allerdings nur für die Neue Aula. Dagegen droht dem Magister der Politikwissenschaft K. ein generelles Uni-Verbot für zwei Jahre. Über eine aufschiebende Wirkung bis zur Verhandlung vor dem Sigmaringer Verwaltungsgericht ist noch nicht entschieden.
Für K. kommt diese Strafe einem „regionalen Berufsverbot“ gleich, sagt er. Denn er will über einen internationalen Vergleich der Schulpolitik promovieren. „Unmöglich“, sagt er, „ wie soll ich an die Forschungsliteratur herankommen?“
Soli-Partys für "Torter"
Der Tübinger Rektor Eberhard Schaich erhalte für seine Linie massive Unterstützung aus der Bevölkerung, sagte er. Eine „Rabattverhandlung“ gebe es nicht. Er hatte jüngst durchblicken lassen, dass man wieder reden könne, wenn der angehende Doktorand ein Exposee schreibt und einen Doktorvater findet. Da gibt es Hoffnung. Denn kürzlich meldete sich ein Professor, der Interesse an einer Betreuung von K.s Arbeit signalisierte. Über dieses „solidarische Angebot“ habe sich der 30-Jährige sehr gefreut.
K. habe überwiegend positive Reaktionen auf den Tortenanschlag erhalten, sagt er. Auf „Soli-Partys“ in Wohnprojekten wurde Geld für die Anwaltskosten gesammelt. Auch bei der Streik-Party an der Uni-Klinik ging die Büchse herum. Sammelangebote gab es auch von Bands, einem Diskoveranstalter und von der Fachschaft Politik. Derzeit haben die Torter etwa die Hälfte der 1.300 Euro-Anwaltskosten drin. Die Studierenden wollen ihren Kampf gegen die Studiengebühren fortsetzen, auch wenn sie erst einmal beschlossen sind. Die nächsten Aktionen sind bereits geplant.
contributor - am Samstag, 10. Dezember 2005, 00:10 - Rubrik: Torten - Pies - Tarts